Kapitel 7
Die Tage für Noelle begannen in eine neue Routine zu verschwimmen. Adrian kam spät nach Hause, manchmal erst kurz vor der Morgendämmerung, und schlüpfte neben ihr ins Bett, was sie aus einem unruhigen, flachen Schlaf riss. Die Matratze bewegte sich unter seinem Gewicht, und sie nahm den schwachen Duft eines fremden Parfüms wahr, das nicht seines war. In diesen Momenten zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, aber sie schloss lieber die Augen fest und tat so, als schliefe sie, weil sie wusste, dass sie den Schmerz, der in ihrer Brust aufblühte, nicht konfrontieren konnte.
An anderen Nächten kam er überhaupt nicht nach Hause. Noelle saß am Fenster in ihrem schwach beleuchteten Wohnzimmer, die Hände um eine Tasse Tee geschlungen, die längst kalt geworden war.
Manchmal starrte sie die Wand an. Und manchmal verfolgten ihre Augen die leeren Straßen, während sie auf das Geräusch seines Autos wartete, das in die Einfahrt fuhr. Doch die Stunden vergingen, und die Stille im Haus wurde immer drückender und erdrückte sie. Schließlich zog sie sich in ihr Bett zurück, nur um dort zu liegen und an die Decke zu starren, während ihr Geist grausame Szenarien ersann, wo er sein könnte und mit wem er zusammen sein könnte.
Die Bitterkeit begann wie Efeu in ihr Herz zu kriechen und drückte das Leben aus der Liebe, die sie einst so tief für ihn empfunden hatte. Adrian war ihr alles gewesen, ihr sicherer Hafen in einer stürmischen Welt. Jetzt fühlte es sich an wie eine ferne Erinnerung an etwas Schönes, das ihr durch die Finger glitt.
Und sie konnte die Frage, die Tag für Tag an ihr nagte, nicht aufhalten.
„Was bringt es, in einer Beziehung zu bleiben, die sich anfühlt, als würde sie auseinanderfallen?“
Sie hasste sich selbst dafür, dass sie das überhaupt dachte. Sie hasste die Bitterkeit, den Zweifel und die Eifersucht, die sich in ihr Herz geschlichen hatten. Sie wollte an Adrian glauben, ihm vertrauen, aber die Veränderungen in ihm waren unbestreitbar. Die Distanz, die späten Nächte, die Geheimnistuerei. All das deutete auf etwas hin, das sie nicht zugeben wollte, etwas, das ihr jeden Tag aufs Neue die Brust schmerzen ließ.
Ihre Hochzeit war in nur zwei Tagen. Zwei Tage, und doch hatte Adrian kein Wort darüber verloren. Kein einziges Wort über die Zeremonie, die Pläne oder ihre gemeinsame Zukunft. Die Einladungen waren verschickt, der Veranstaltungsort reserviert. Das Kleid hing bereits sorgfältig in ihrem Schrank. Aber nichts davon zählte, wenn Adrian es egal war.
Er war beschäftigt. Zu beschäftigt. Zu abgelenkt.
Noelle konnte nicht begreifen, was ihn so vollständig vereinnahmt hatte. Er war immer ehrgeizig gewesen, hatte sich immer in seine Arbeit gestürzt, aber das fühlte sich anders an. Das fühlte sich persönlich an. Und egal wie sehr sie versuchte, es abzutun, die Angst, die sie so verzweifelt zu unterdrücken versucht hatte, flüsterte grausam in ihrem Kopf.
„Was, wenn es Bianca ist?“
Der Gedanke an Bianca ließ Noelles Magen sich vor Wut und Verzweiflung zusammenziehen. Die atemberaubende Schauspielerin, die einst Adrians Welt gewesen war. Die Frau, die er mit einer Leidenschaft geliebt hatte, von der Noelle nur träumen konnte. Was, wenn sie wieder auflebten, was sie einmal hatten? Was, wenn sie der Grund für seine Abwesenheit und die wachsende Distanz zwischen ihnen war?
Sie hasste sich dafür, dass sie das dachte. Sie hasste, wie unsicher sie sich fühlte, wie klein. Aber sie konnte die nagenden Zweifel nicht ignorieren. Sie ballte die Faust, ihre Nägel gruben sich in ihre Handflächen, während ihr Tränen in die Augen stiegen. „Was mache ich hier?“ dachte sie bitter. „Wofür kämpfe ich überhaupt noch?“
Noelle stieß einen zittrigen Atemzug aus. Ihr Blick verweilte auf dem Verlobungsring an ihrem Finger. Der Diamant fing das schwache Leuchten der Straßenlaternen draußen ein. Einst war er ein Symbol ihrer Liebe gewesen, ihr Versprechen, gemeinsam eine Zukunft aufzubauen. Jetzt fühlte er sich wie eine Last an, eine Erinnerung an einen Traum, der immer weiter in die Ferne rückte.
Sie seufzte tief und schloss für einen Moment die Augen, versuchte, sich gegen den wachsenden Schmerz in ihrer Brust zu wappnen. Wie lange stand sie schon hier auf dem Bürgersteig der Stadt, verloren in ihren Gedanken? Die Welt bewegte sich um sie herum, Fremde eilten vorbei, Autos hupten in der Ferne, aber Noelle fühlte sich losgelöst, als wäre sie in einer Blase der Verzweiflung gefangen, die niemand sonst sehen konnte.
Ein bitteres Lachen entwich ihren Lippen. Sie schüttelte den Kopf und verspottete ihre eigene Dummheit. Wie hatte sie es so weit kommen lassen können? Wie konnte sie noch an Hoffnung festhalten, wenn jedes Zeichen auf ein gebrochenes Herz hinwies?
Und dann, als ihre Augen sich wieder öffneten, zerschmetterte der Anblick vor ihr alles.
Auf einem Hochhaus war eine riesige digitale Werbetafel zu sehen. Noelles Atem stockte, und ihre Beine fühlten sich plötzlich zu schwach an, um sie zu tragen. Ihre Augen brannten, als sie auf das Bild starrten, unfähig wegzuschauen, egal wie sehr sie es wollte.
Bianca und Adrian.
Sie waren zusammen auf der Werbetafel, in einer intimen Pose, die vor Chemie und Leidenschaft nur so strotzte. Biancas atemberaubende Züge waren Adrian zugewandt. Ihre Hand ruhte leicht auf seiner Brust, als gehörte sie dorthin. Und Adrian... Seine bernsteinfarbenen Augen, von denen Noelle einst geglaubt hatte, sie seien nur für sie, blickten Bianca mit einer Zärtlichkeit an, die ihr den Magen schmerzhaft zusammenziehen ließ.
Die Überschrift unter dem Bild lautete: „Die wiedervereinten Liebenden – Eine Romanze zum Erinnern“, ein Slogan für ihren kommenden Film, in dem sie die Hauptrollen spielten und offenbar auch das ideale Paar darstellten.
Noelles Herz zog sich zusammen. Wie hatte sie das nicht bemerken können? Wie hatte sie die Zeichen nicht gesehen? War das der Grund, warum Adrian so distanziert gewesen war? Hatte er auch abseits der Leinwand eine Rolle gespielt?
Ihr Verstand raste, fügte jede späte Nacht, jeden verpassten Anruf, jede Ausrede zusammen. Alles deutete auf dieselbe verheerende Schlussfolgerung hin. Bianca war nicht nur eine Co-Darstellerin. Sie war eine Bedrohung. Vielleicht war sie schon immer diejenige gewesen, die Adrian wirklich wollte.
Das Lachen, das Noelles Lippen entwich, klang bitter und gebrochen, vermischte sich mit den Tränen, die ihre Sicht verschwimmen ließen. Sie umarmte sich selbst fest, als wollte sie die Stücke ihres Herzens zusammenhalten.
Sie wollte ihn hassen. Sie wollte Bianca hassen. Aber mehr als alles andere hasste sie den Teil von sich, der immer noch an Adrian glauben wollte. Den Teil von ihr, der immer noch eine Erklärung hören wollte, der sich immer noch wünschte, dass dies alles nur ein Missverständnis war.
Aber als sie dort stand und das Bild des Mannes, den sie liebte, mit einer anderen Frau ansah, zog sich ihre Brust mit der erdrückenden Erkenntnis zusammen. „Vielleicht gab es nichts mehr zu retten.“ Vielleicht reichte die Liebe, die sie in ihre Beziehung gesteckt hatte, nicht aus, um mit dem Leben zu konkurrieren, das er ohne sie zu verfolgen schien.
Noelle wandte sich von der Werbetafel ab, ihre Sicht immer noch verschwommen von Tränen. Sie machte einen unsicheren Schritt nach vorne, dann noch einen. Ziellos trugen ihre Füße sie durch die Straßen der Stadt. Sie musste weg, atmen, nachdenken.
Aber egal, wie weit sie ging, der Schmerz folgte ihr und erinnerte sie daran, dass es einige Herzschmerzen gab, denen man nicht entkommen konnte.















































































































































