Kapitel 4 Der Hinweis taucht auf
Wren nickte und fügte hinzu: „Nicht nur er, sondern auch sein Bruder Nash Perez. Sie sind Zwillinge!“
„Wo ist Nash jetzt?“ fragte Olivia erneut.
„Gleich nebenan. Er lungert seit Monaten zu Hause herum. Sogar seine Frau hat die Nase voll und will, dass er sich einen Job sucht!“ antwortete Wren.
Olivia warf William einen Blick zu, der schnell nebenan ging und Nash herüberbrachte. Nash war etwa 1,75 Meter groß und trug eine schwarze Baumwolljacke. Sein Haar war lang und sah aus, als hätte es schon lange keine Schere mehr gesehen. Er war sehr dünn und sah Terry aus den Fotos sehr ähnlich, außer dass er einen schwarzen Leberfleck auf der Nase hatte.
Olivia musterte ihn, seit er hereingekommen war, und nahm einen Hauch von Alkohol wahr.
„Wann hast du Terry zuletzt gesehen?“ fragte William.
Nash dachte einen Moment nach und sagte: „Es war die Nacht des 16. Mai. Er tauchte plötzlich auf und sagte, er müsse für ein paar Tage weg. Nach einer Woche konnten wir ihn immer noch nicht finden. Ich habe versucht anzurufen, aber sein Telefon war ausgeschaltet. Wir hatten keine andere Wahl, als es der Polizei zu melden!“
Nashs Geschichte schien vernünftig, aber Olivia, die von der Seite zusah, bemerkte, dass seine Augen umherhuschten, was ihr Misstrauen verstärkte.
„Was machst du beruflich in Emerald City?“ fragte Olivia plötzlich.
Nash dachte kurz nach und sagte schnell: „Nur etwas Renovierungsarbeit. Terry ist Elektriker und ich bin Zimmermann. Wir verdienen etwas Geld, indem wir mit einem Renovierungsteam in der Stadt arbeiten!“
„Warum hast du dann aufgehört zu arbeiten?“ fragte Olivia erneut.
Auch wenn Terry vermisst wurde, hatte Nash keinen Grund, die ganze Zeit zu Hause zu bleiben. Schließlich bedeutete keine Arbeit kein Einkommen. Für eine gewöhnliche Familie bedeutete das, hungrig zu bleiben.
Olivia fand Nash sehr verdächtig, also hakte sie nach: „Habt ihr und Terry irgendwelche Konflikte? Wren sagte, ihr seid sehr eng, macht viel zusammen. Wenn Terry vermisst wird, solltest du nicht draußen nach ihm suchen? Oder weißt du, wo er ist? Oder hast du ihm etwas angetan?“
Nash war so durch Olivias Fragen unter Druck gesetzt, dass er kein Wort herausbrachte und sich auf den Boden setzte. Henry runzelte leicht die Stirn und sah Olivia an. Als er ihren ernsten Ausdruck und die gerunzelten Brauen sah, warf Henry einen Blick auf Nash, der auf dem Boden saß.
Mit der scharfen Beobachtung eines Detektivs bemerkte er auch Nashs seltsames Verhalten. Ohne Beweise konnte Henry jedoch nur sagen: „Olivia, achte auf deinen Befragungsstil. Wir versuchen nur, die Situation zu verstehen!“
Olivia warf Henry einen etwas verärgerten Blick zu, aber der Druck in seinen Augen brachte sie dazu, das Thema zu wechseln. „Nash, weißt du, ob Terry jemandem über den Weg gelaufen ist?“
Nash war äußerst nervös und zwang sich zur Ruhe.
„Wir sind einfache Leute. Im Renovierungsteam mache ich die schwere Arbeit, und Terry macht die Elektroarbeiten. Wir erledigen unsere Arbeit jeden Tag gewissenhaft; es gibt keinen Grund, warum jemand einen Groll gegen uns hegen sollte!“ antwortete Nash.
Olivia sah die Spannung in seinen Augen. Obwohl es normal war, dass Menschen nervös waren, wenn sie von der Polizei befragt wurden, schien seine Angst eine Spur von Schuld zu tragen.
Ohne handfeste Beweise konnte Olivia den Verdacht nicht auf Nash lenken.
„Wie ist Terry weggefahren?“ fragte Olivia.
„Mit dem Auto. Er hatte sich erst vor kurzem ein Auto gekauft. Er ist weggefahren!“ antwortete Nash.
Olivia blickte auf und tauschte einen Blick mit Henry. Er nickte, und sie verließen Terrys Haus.
Auf dem Weg zurück war Olivia still, ihre Gedanken spielten immer wieder Nashs Worte ab.
„Du warst zu impulsiv dort. Du hättest ihn warnen können“, sagte Henry und überraschte Olivia.
„Also, Mr. Phillips, Sie denken auch, dass Nash verdächtig ist?“ fragte Olivia.
Henry ging weiter, der schwere Schnee verwandelte ihn fast in einen Schneemann. Schon beim Anblick wurde Olivia kalt.
„Olivia, bei der Polizeiarbeit ist das Wichtigste Beweise. Ohne sie wird jede Untersuchung den Verdächtigen nur auf der Hut halten und könnte sogar dazu führen, dass er flieht. Übereiltes Handeln ist nicht der beste Ansatz. Verstehst du?“ sagte Henry.
Damit hörte er auf, Olivia anzusehen, und rief an, um Terrys Auto zu finden. Nachdem sie zur Polizeistation zurückgekehrt waren, fanden sie das Auto tatsächlich.
„Mr. Phillips, Terrys Auto steht in einer Werkstatt. Es ist schon lange dort, und niemand hat es abgeholt. Die Werkstatt sucht auch nach ihm!“ berichtete Robert Davis.
Henry wollte gerade zur Werkstatt aufbrechen, als er Olivia mit einem Werkzeugkasten in der Hand an der Tür warten sah.
Diesmal trug Olivia einen weißen Mantel, offensichtlich von Ethan geliehen, was Henry ein wenig amüsierte.
„Du...“ begann Henry.
„Ich habe die Werkzeuge von Ethan geliehen. Da wir das Auto gefunden haben, müssen wir es definitiv untersuchen. Mr. Phillips, ist das in Ordnung?“ sagte Olivia mit einem herausfordernden Lächeln.
Ihr Lächeln war in Henrys Augen zu strahlend, aber sie hatte recht, also musste er ihr zustimmen.
Sie kamen bei der Werkstatt an und fanden das Auto. Während Henry Fragen stellte, begann Olivia eine gründliche Durchsuchung des Autos.
Das Auto war neu lackiert worden. Olivia kratzte ein wenig von der Grundierung ab und stellte fest, dass das Auto ursprünglich weiß war, aber in leuchtendes Rot umlackiert worden war.
Es war gründlich gereinigt worden, sogar die Fußmatten waren herausgenommen und gewaschen worden. Es gab keine Fingerabdrücke im Auto, was darauf hinwies, dass das Auto hierher gebracht wurde, um Spuren zu verwischen.
Olivia ließ sich nicht entmutigen und suchte sorgfältiger. Nachdem sie im Auto nichts Nützliches gefunden hatte, öffnete sie den Kofferraum. Der Kofferraum war ebenfalls leer, und die Matte darin war durch eine neue ersetzt worden.
Olivia hob die Matte an und durchsuchte den Kofferraum sorgfältig, bis sie schließlich in einer Ecke ein getrocknetes gelbes Blatt fand.
Sie benutzte eine Pinzette, um das Blatt aufzuheben, und legte es vorsichtig in einen Beutel für Beweismittel.
Henry kam herüber und fragte: „Wie läuft's? Irgendwelche Funde?“ Olivia zeigte ihm den Beutel.
„Nur ein Blatt. Alles andere wurde gereinigt. Das ganze Auto wurde neu lackiert, eindeutig um etwas zu vertuschen!“ sagte Olivia.
Henry hielt das Blatt und stand dicht bei Olivia. Olivia konnte sogar seinen Duft riechen, eine Mischung aus Seife und Tabak, die nicht unangenehm war.
Olivia blickte auf und sah Henrys markantes Kinn. Der Bartstoppel von Tagen voller Überstunden verlieh ihm einen rauen, wilden Charme, der ihr Herz einen Schlag aussetzen ließ.
Aber Henry bemerkte nichts davon. Seine Augen waren scharf auf das Blatt fokussiert, als er befahl: „Zurück zur Station!“

































































































































































