Kapitel 2
Zwei Jahre später....
Arianna schob ihr Gepäck aus dem Flughafen und ließ ihren Blick über die fremde und doch seltsam vertraute Stadt schweifen. Ein Wirbelsturm von Emotionen tobte in ihrer Brust.
Wäre da nicht der sich verschlechternde Gesundheitszustand ihres Bruders, wäre sie niemals zurückgekehrt.
Aber es gab noch einen anderen Grund, den sie nur zögernd anerkannte. Vor wenigen Tagen hatte sie eine anonyme E-Mail erhalten, die die Wahrheit hinter Xanders Ausrede für die Beendigung ihrer Verlobung vor einem Jahr enthüllte.
Er hatte sie als langweilig und prüde abgetan und erklärt, er wünsche sich jemanden Abenteuerlustigeres und Spannenderes. Seine Worte hatten tief geschnitten, sie verletzt und an ihrem Selbstwert zweifeln lassen.
Der Gedanke, sein Leben mit jemandem zu verbringen, den er als langweilig empfand, hatte ihr Selbstwertgefühl schwer getroffen.
Sie schloss die Augen und atmete tief durch, schüttelte sanft den Kopf.
„Keine Gedanken mehr an die Vergangenheit“, flüsterte sie sich selbst zu. „Jetzt braucht mein Bruder mich, und ich werde für ihn da sein.“
Mit Entschlossenheit gelobte sie, ihre eigenen Kämpfe beiseitezulegen und sich darauf zu konzentrieren, ihren Bruder bei seiner Genesung zu unterstützen.
„Sobald er gesund ist,“ versprach sie sich, „werde ich gehen und nie wieder zurückkehren.“
Am Eingang des Flughafens wartete der Fahrer ihres Vaters, James, auf sie. Arianna setzte sich ins Auto, und sie fuhren wortlos los.
Über eine Stunde später hielten sie vor einem privaten Clubhaus.
Arianna blickte aus dem Fenster und stellte fest, dass sie weder am Krankenhaus noch am Anwesen der Johnsons angekommen waren.
„Warum sind wir hier?“ fragte sie.
James' Stimme war monoton, als er antwortete,
„Mr. Johnson hat mich gebeten, Sie hierher zu bringen. Er wartet drinnen auf Sie.“
Arianna runzelte die Stirn, verzichtete aber auf weitere Fragen. Stattdessen stieg sie mit ausdruckslosem Gesicht aus dem Auto.
Sie verweilte vor dem majestätischen Clubhaus, eine Mischung aus Besorgnis und Neugier in sich spürend.
„Warum hier, Vater? Was hast du vor?“ murmelte sie zu sich selbst und zögerte kurz, bevor sie den Mut aufbrachte, die großen Türen des Clubhauses zu betreten.
Drinnen herrschte eine exklusive Atmosphäre, mit nur wenigen Anwesenden, allesamt wohlhabende und angesehene Personen.
Als Arianna eintrat, kam ihr Vater, Simon Johnson, hastig auf sie zu.
„Vater, warum bin ich...“ begann sie, doch bevor sie den Satz beenden konnte, unterbrach er sie.
„Was hat so lange gedauert...“ Sein Ton war schroff und schnitt ihr das Wort ab.
„Ich...“ versuchte Arianna zu erklären, aber er winkte abweisend ab.
„Vergiss es,“ sagte er und wischte ihre Erklärungsversuche beiseite.
Dann griff er in seine Tasche und zog eine Schlüsselkarte heraus, die er ihr mit klaren Anweisungen reichte.
„Geh und unterstütze Mr. Harrison. Das Schicksal unserer Firma liegt in deinen Händen.“
Arianna runzelte die Stirn, als sie die Schlüsselkarte vor sich betrachtete, Verwirrung war in ihrem Ausdruck deutlich zu erkennen.
„Ich verstehe nicht, was...“
Ihr Vater hob die Hand und schnitt ihr erneut das Wort ab.
„Tu nicht so, als wärst du dumm. Du weißt, was zu tun ist. Du schuldest es mir,“ beharrte er fest.
„Wofür schulde ich dir etwas?“ fragte sie, ihre Stimme wurde angespannt.
„Wenn es nicht wegen dir wäre, müsste ich hier nicht Leute anbetteln, unser Geschäft zu retten. Du schuldest es mir, alles in Ordnung zu bringen und zu tun, was dir gesagt wird.“
Ariannas Schultern sanken, als sie die Worte ihres Vaters aufnahm, ein Gefühl der Resignation überkam sie.
Er tat es wieder...
Sie blickte erneut auf die Schlüsselkarte, ihr Geist raste unter dem Gewicht der Erwartungen ihres Vaters.
Sie traf den Blick ihres Vaters gehorsam und antwortete,
„Natürlich, Vater.“
Nach ihrer Antwort drehte sich Arianna auf dem Absatz um und verließ den Raum.
Simon beobachtete den Abgang seiner Tochter, ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
In einer abgelegenen Nische in der Nähe beobachteten mehrere gut gekleidete Männer die Szene, die sich vor ihnen abspielte. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf die Gestalt, die im Schatten lauerte.
Xanders hübsches Gesicht blieb ausdruckslos, sein Blick emotionslos. Es war, als wäre Arianna nichts weiter als eine vorbeigehende Fremde.
Doch eine spürbare Kälte legte sich über den Raum, als Xanders kalter Blick dort verweilte, wo Arianna gerade gegangen war. Er nahm einen Schluck von seinem Scotch, seine Gesichtszüge verhärteten sich, während er über die Ereignisse nachdachte, die sich vor ihm entfalteten.
„Einmal eine Hure, immer eine Hure“, zischte er leise vor sich hin.
Arianna nahm die Schlüsselkarte und öffnete die Tür.
Als sie eintrat, wurde sie von dem Anblick von Harold Harrison empfangen, dessen Bademantel kaum seinen Körper bedeckte. Sein Blick, erfüllt von unmissverständlichem Verlangen, ließ ihr der Magen umdrehen.
Er stellte sein Glas Scotch ab und musterte sie hungrig, sein Blick verweilte auf ihrer Figur.
„Was für eine Schönheit“, bemerkte er, ein lüsternes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Ganz sicher nicht nach deinem Vater geraten, oder?“ Er kicherte und trat einen Schritt näher an sie heran.
„Ich habe auf dich gewartet“, erklärte er eifrig und streckte die Hand aus, um ihre Wange zu streicheln.
Arianna wich bei seiner Berührung zurück, ihr Unbehagen war offensichtlich, aber sie blieb stumm.
Dann griff er nach ihr, seine pummelige Hand umklammerte Ariannas Handgelenk, als er sie zum großen Bett führte.
Arianna fügte sich, ließ sich von ihm führen und schenkte ihm sogar ein schwaches Lächeln, als er sie auf die Matratze stieß.
Harolds Verlangen schien ihn zu überwältigen, und er warf sich begierig auf sie.
In einem Augenblick schoss Ariannas Hand hervor, ergriff eine Vase vom nahegelegenen Tisch, und Harold wurde plötzlich mit einem scharfen Schlag an der Seite seines Kopfes getroffen.
Plötzlich wurde alles dunkel, als sein Körper schwächer wurde.
Arianna setzte sich ruhig auf und stieß Harold—der bereits ohnmächtig war—mit einem schnellen Tritt vom Bett hinunter.
Ihr Blick wurde eisig, als sie den bewusstlosen Mann vor sich betrachtete.
Arianna wischte die Tränen weg, die drohten, überzulaufen, während sie an ihren gleichgültigen Vater dachte.
Sie war nur wegen der Krankheit ihres Bruders zurückgekehrt, aber tief in ihrem Inneren hatte sie einen Funken Hoffnung gehegt, dass Simon sich im letzten Jahr verändert haben könnte—dass er wieder der fürsorgliche Vater sein würde, den sie in Erinnerung hatte.
Doch als sie dort stand, wurde ihr schmerzlich klar, dass sie in seinen Augen nichts weiter als eine Ware war.
Er hatte versucht, sie schon einmal zu verschachern, eine Tatsache, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte, als sie sich an die Erinnerung jener schicksalhaften Nacht erinnerte.
Arianna war nicht mehr dieselbe Person wie vor zwei Jahren. Sie weigerte sich, die gehorsame Tochter zu sein, die sich nach seinem Belieben misshandeln ließ.
Ihr Körper war nicht käuflich.
Nicht damals.
Nicht jetzt.
Niemals.
Mit einer entschlossenen Bewegung warf Arianna die Schlüsselkarte auf die nächstgelegene Oberfläche.
Sie richtete ihre Kleidung und ging in ihren hohen Absätzen aus dem Raum.
Als sie das Clubhaus verließ, fiel ihr Blick auf eine große Gestalt, die sich an ein Auto lehnte. Eine Zigarette hing zwischen seinen Fingern, Rauchschwaden wirbelten träge um ihn herum. Seine dunklen Augen trafen ihre, und es lag eine vertraute Wärme in ihnen.
„Gehst du schon?“ bemerkte er, seine Stimme hart und ohne jegliche Emotion.
Arianna erstarrte, ihr Atem stockte, ohne dass sie es bemerkte.
Ein kleines, unfreiwilliges Lächeln zuckte an den Ecken ihrer Lippen. Genau wie früher öffnete sie den Mund, um zu rufen: „Xan—“
„Xander!“ Eine kokette weibliche Stimme unterbrach sie von hinten. Arianna drehte sich um und sah eine Frau in hohen Absätzen auf Xander zukommen.
Die Frau hakte sich bei Xander unter, ihr Lächeln strahlend. „Xander, Liebling, lass uns gehen.“
Arianna fühlte, wie ihr die Worte im Hals stecken blieben, ihr Gesicht wurde blass. In einem Augenblick fühlte sie sich wie ein erbärmlicher Witz.
Xander warf ihr einen verächtlichen Blick zu, ein spöttisches Lächeln spielte auf seinen Lippen. Er drückte seine Zigarette aus, drehte sich um und stieg ins Auto, ohne auch nur einen weiteren Blick in ihre Richtung zu werfen.
Bevor er ins Auto stieg, beugte sich Xander zu der Frau neben ihm, seine Stimme triefte vor absichtlichem Charme.
„Zu dir oder zu mir?“ murmelte er, sein Blick traf kurz Ariannas, bevor er sich wieder der Frau neben ihm zuwandte.
„Überall ist gut für mich, Liebling“, kicherte das Mädchen, ihre Stimme klang vor Aufregung.
„Dann zu mir“, erklärte er, bevor er sich abwandte und Arianna dort stehen ließ, eingehüllt in ein tiefes Gefühl der Bedeutungslosigkeit.










































































































































































































































































































































































































































