Fünftes Kapitel

„Adam, du weißt, dass ich alt werde... und dein Vater auch“, sagte sie und strich sich das ordentlich gestylte graue Haar zurück. „Schau dir nur unsere silbernen Strähnen an! Die Zeit hält für niemanden an.“

Adam grinste, er ahnte bereits, wohin das führte.

„Und du“, sagte Nana und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Du bist nicht mehr der kleine Junge, der barfuß durch die Flure rannte und mir von seinen Schulschwärmen erzählte. Du bist jetzt zweiunddreißig. Zweiunddreißig! Und immer noch Single.“

Adam stöhnte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Nana, nicht schon wieder dieses Gespräch.“

„Doch“, erwiderte sie mit einem Grinsen, „und immer wieder, bis du die Botschaft verstehst.“

Sein Vater kicherte hinter seiner Kaffeetasse. „Wir werden nicht jünger, Sohn. Es wäre schön, ein oder zwei Enkelkinder zu haben, bevor Nana endgültig nach Florida zieht.“

Adam verdrehte die Augen. „Kann ich wenigstens meinen Kaffee austrinken, bevor die Partnervermittlung beginnt?“

Nana lachte. „Oh, dieses Mal entkommst du nicht. Ich meine es ernst, Adam.“

Sie stellte ihre Tasse ab und beugte sich wieder vor, ihre Augen fixierten seine. „Ein großer, erfolgreicher, gut aussehender Mann wie du? Immer noch Single? Spielst du immer noch das Feld?“

Adam lachte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Nein, Nana. Diese Phase habe ich hinter mir gelassen. Ich bin nur... auf die Arbeit konzentriert.“

Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Du bist seit zehn Jahren auf die Arbeit konzentriert. Was ist mit dem Leben?“

Er zögerte. Nana war immer sein sicherer Hafen gewesen. Ihre Worte, egal wie leichtfertig, hatten eine Art, tief in seine Knochen zu dringen.

Nana seufzte. Ihr Lächeln verblasste. „Ich bin nicht nur hier, um dich zu necken, Adam. Ich bin hier, weil ich müde bin. Ich habe vielleicht nicht mehr viel Zeit. Bevor ich gehe, möchte ich dich glücklich sehen. Sesshaft. Ich möchte deine Hochzeit sehen.“

Die Schwere ihrer Worte brachte ihn zum Schweigen. Sein Grinsen verschwand.

Er schaute in seinen Kaffee, sah zu, wie er sich drehte, als ob die Antworten dort verborgen wären. „Nana...“, sagte er leise.

Sie griff nach seiner Hand und drückte sie sanft. „Du bedeutest mir alles, Adam. Du hast mit der Firma so viel erreicht. Aber das ist nicht alles im Leben. Du brauchst jemanden. Einen Partner. Liebe.“

Er schluckte und spürte, wie sich etwas in seiner Brust zusammenzog. Es war Jahre her, dass ihm jemand so etwas Echtes gesagt hatte.

„Ich werde darüber nachdenken“, sagte er schließlich.

„Gut“, erwiderte Nana und klopfte ihm noch einmal fest auf die Hand.

Aber gerade als er dachte, das Gespräch sei vorbei, lehnte sie sich zurück und sagte: „Eigentlich nein. Nachdenken reicht nicht.“

Adam hob eine Augenbraue. „Was meinst du?“

„Ich meine“, sagte sie und richtete sich auf, „du hast eine Woche. Sieben Tage, Adam. Entweder du findest eine Frau und bringst sie zu mir, oder ich finde eine für dich.“

Er setzte sich aufrecht hin. „Das kann nicht dein Ernst sein.“

„Todesernst“, erwiderte sie. „Wenn ich sie auswähle, heiratest du sie. Keine Ausreden.“

Sein Kiefer klappte leicht herunter. „Nana, so läuft das heute nicht mehr.“

„Doch, wenn du zehn Jahre damit verschwendet hast, Verpflichtungen aus dem Weg zu gehen“, sagte sie. „Du bist kein Junge mehr. Du bist ein Mann. Ein Mann, der eine Frau braucht.“

Sein Vater warf ihm von der anderen Seite des Raumes einen wissenden Blick zu. „Sie blufft nicht.“

Adam rieb sich den Nacken. Zum ersten Mal fühlte er sich gefangen. Nana war liebenswürdig, aber sie machte keine leeren Drohungen. Wenn sie sich etwas vornahm, meinte sie es ernst.

„In Ordnung“, murmelte er. „Sieben Tage.“

Nana lächelte zufrieden. „Das ist alles, was ich verlange. Aber denk nicht, dass ich nicht schon eine Liste habe, nur für den Fall.“

In diesem Moment klopfte Miss Becky leise an und schob Nanas Rollstuhl in den Raum. „Lassen Sie uns zurück in Ihr Zimmer gehen, Mrs. Black“, sagte sie freundlich.

Nana nickte und ließ sich wegrollen, warf Adam aber noch einen letzten wissenden Blick zu.

Adam lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte gedankenverloren an die Wand. Eine Frau? Innerhalb einer Woche?

Er atmete langsam aus und ließ seinen Blick zum Garten draußen schweifen. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Er hatte den Großteil seines Erwachsenenlebens damit verbracht, seine Firma aufzubauen, sein Herz zu schützen, die Dinge einfach zu halten. Unverbindliche Beziehungen. Keine Verpflichtungen. Keine Risiken.

Liebe schien ihm immer chaotisch. Gefährlich. Er hatte gesehen, wie es schiefgehen konnte. Frauen, die vorgaben, ihn zu lieben, nur um näher an sein Geld, seinen Namen, seine Welt zu kommen. Er hatte gelernt, sich zu schützen, Menschen auszuschließen, die Kontrolle zu behalten.

Er goss sich eine weitere Tasse Kaffee ein und ging nach draußen auf die Terrasse, in der Hoffnung, dass die frische Luft seinen Kopf klären würde. Doch die Sonne wärmte nur seine Haut; sie beruhigte nicht den Sturm in ihm.

Er dachte an seine Kindheit—wie nach dem Tod seiner Mutter sich alles verändert hatte. Sein Vater war härter, kälter geworden. Nana hatte versucht, die Lücke zu füllen, aber etwas in ihm war für immer verschlossen geblieben. Vielleicht war das der Grund, warum er nie wirklich jemanden an sich herangelassen hatte.

Er fuhr sich erneut durch die Haare und murmelte: „Eine Frau... in einer Woche. Was für ein Witz.“

Später am Abend saß Adam in seinem Arbeitszimmer, das Haus war still um ihn herum. Das Tageslicht war verblasst, und die Stille fühlte sich lauter an als je zuvor. Er griff nach einem Haftnotizblock und schrieb zwei Worte in fetten Buchstaben: Sieben Tage. Er klebte die Notiz an die Ecke seines Computerbildschirms.

Der Countdown hatte begonnen.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte auf die Notiz, während seine Gedanken rasten. Wo sollte er überhaupt anfangen? Wem konnte er vertrauen? Er hatte seit Jahren nicht mehr ernsthaft gedatet. Die meisten seiner Beziehungen waren unverbindlich, oberflächlich, nichts, was länger als ein paar Monate hielt. Manchmal nicht einmal so lange.

Frauen mochten sein Geld, sein Aussehen, seine Macht. Aber keine hatte ihn wirklich gesehen—nur Adam. Den Mann hinter dem Imperium. Hinter den Mauern.

Sein Telefon summte. Eine Nachricht von Alex: „Bro, morgen Drinks? Du klingst angespannt.“

Adam lächelte schwach. Er müsste es Alex erzählen. Vielleicht konnte sein bester Freund beim Brainstorming helfen. Oder ihn zumindest zum Lachen bringen.

Er stand auf und streckte sich. Der Stress des Tages lastete auf seinen Schultern, aber die Wahrheit begann sich durchzusetzen. Es ging nicht nur darum, Nana zufrieden zu stellen. Tief im Inneren wusste er, dass sie recht hatte. Etwas fehlte in seinem Leben.

Er wusste nur nicht, wie er es finden sollte.

Und er hatte sieben Tage Zeit, es herauszufinden.

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