Kapitel 6 Aus dem Rhythmus ausatmen

Zoeys Finger strichen über das kalte Glas, sanft tröstend Pixel, der unschuldig auf dem Balkon saß. Doch als sie sich umdrehte, kühlte sich ihr Ton ab, als sie Andrews angespanntes Profil ansah.

„Es beißt nicht, es ist nur... du bist ihm völlig fremd.“

Andrew antwortete nicht, sein Blick glitt über die dunkle Gestalt auf dem Balkon, seine Augenbrauen entspannten sich nie. Er ging direkt in die Mitte des Wohnzimmers, zog sein Jackett aus und warf es auf die Couch.

„Schaff es morgen weg.“

„Auf keinen Fall.“

Zoey weigerte sich ohne Zögern. Pixel war ihr einziger Begleiter, als sie alleine lebte. „Das ist mein Hund.“

„Zoey.“

Andrew machte zwei Schritte näher, seine große Gestalt überschattete sie vollständig.

„Dieses Haus gehört der Familie Anderson. Ich will hier nichts, was jederzeit die Kontrolle verlieren könnte.“

Zoeys Herz zog sich zusammen, und sie sah zu ihm auf.

„Wir sind nur ein Paar nach Vereinbarung. Du hast kein Recht, zu bestimmen, was ich behalte. Außerdem steht im Vertrag, dass wir uns nach Ablauf der Frist scheiden lassen und diese Wohnung mir gehört. Also ist es meine Entscheidung, was ich hier behalte.“

„Frist?“ Andrew schnaubte und trat noch näher.

„Das erinnerst du gut. Aber vergiss nicht, der Vertrag besagt auch, dass du als meine Frau verpflichtet bist, ein Kind für die Familie Anderson zu gebären. Hast du das erfüllt?“

Zoey verspürte einen scharfen Schmerz in ihrem Herzen. Die kurze Süße ihrer frühen Ehe blitzte in ihrem Kopf auf. War Andrews Verhalten damals nur dazu gedacht, sie schwanger zu machen? Leider war ihm das in den kurzen sechs Monaten nicht gelungen. Nach einer langen Pause beruhigte Zoey ihre zitternde Stimme.

„Du weißt genau...“

„Weiß was?“

Andrew unterbrach sie, drängte sich näher, bis sich ihre Nasen fast berührten, sein heißer Atem auf ihren zitternden Lippen. „Weiß, dass du wankelmütig bist? Oder weiß, dass du diese Ehe wie ein Spiel behandelst? Zoey, sei nicht naiv. Seit du den Vertrag unterschrieben hast, solltest du deine Pflichten erfüllen.“

Bevor sie antworten konnte, griff er plötzlich in ihren Nacken und zog sie an seine Brust. Zoey hatte keine Zeit zu kämpfen, sie prallte gegen seine harte Brust, ihr Herz raste.

„Was machst du?!“

Sie versuchte, ihn wegzudrücken, aber er verdrehte ihr Handgelenk hinter ihrem Rücken und machte sie bewegungsunfähig.

Pixel, der auf dem Balkon eingesperrt war, sah dies und begann unruhig auf und ab zu gehen und leise zu winseln.

Andrew warf einen Blick auf Pixel, dann sah er auf Zoeys errötende Augen. Sein Daumen strich über ihre zitternde Unterlippe, bevor er ihr Kinn umfasste.

„Erfülle deine Pflichten,“

Seine Stimme war tief und gefährlich heiser.

„...selbst in solchen Momenten.“

Demütigung und Panik überwältigten Zoey. Sie drehte ihren Kopf, um seiner Berührung zu entgehen, und zog dabei schmerzhaft an ihren Haaren.

„Andrew, lass mich los!“

Andrew tat, als würde er sie nicht hören, seine andere Hand glitt langsam ihre Taille hinunter, drückte durch den dünnen Stoff ihres Kleides gegen ihre Seite und streichelte sanft.

„Was vermeidest du? Es ist nicht so, als hätten wir das nicht schon einmal getan.“

Er biss leicht an ihrem Ohrläppchen, nicht fest, aber mit einem Gefühl der Bestrafung.

„Seit dem Tag, an dem du das Abkommen unterschrieben hast, hättest du wissen müssen, dass solche Momente kommen würden.“

Zoey riss plötzlich ihren Kopf hoch, stieß gegen sein Kinn und nutzte seinen momentanen Schmerz, um sich zu befreien, stolperte ein paar Schritte zurück. Sie sah den vertrauten, aber dennoch fremden Andrew vor sich und erkannte plötzlich, dass all die Momente, die sie für Zärtlichkeit hielt, nur Täuschung waren.

Er sah sie nie als Person, geschweige denn respektierte er sie. Er sah sie nur als Werkzeug, um Kinder zu bekommen. Sein Großvater, Aiden Anderson, brauchte eine Enkelin, um die Familie zu stabilisieren, und er brauchte eine Ehefrau, um die Aufgabe der Familienfortführung zu erfüllen. Und sie war zufällig diejenige, die das Abkommen unterschrieben hatte, eine Schachfigur, die nach Belieben manipuliert werden konnte.

All die vergangene Wärme diente nur dazu, sie dazu zu bringen, gehorsam die Rolle seiner Ehefrau zu spielen und sein Versprechen gegenüber Aiden zu erfüllen.

Als sie dies verstand, fand Zoey plötzlich alles vor ihr lächerlich. Sie zog die Mundwinkel zu einem selbstironischen Lächeln hoch.

„Also bin ich in deinen Augen weniger wert als ein Hund, nur ein Werkzeug, um Kinder zu bekommen?“

Andrew sah in ihre geröteten Augen, ohne zu antworten, bückte sich dann plötzlich und hob sie waagerecht hoch.

„Andrew! Lass mich los!“

Zoey war überrascht, als er sie hochhob, schlug instinktiv auf seine Schulter und kämpfte darum, herunterzukommen. Seine Arme waren wie eiserne Bänder um ihre Knie und ihren Rücken geschlungen, sodass sie sich nicht bewegen konnte. Sie konnte den starken Herzschlag in seiner Brust hören.

Andrew ignorierte ihre Kämpfe und schritt zum Hauptschlafzimmer.

Das warme Licht des Wohnzimmers blieb hinter ihnen, und die Schlafzimmertür wurde von seinem Ellbogen aufgestoßen, wodurch Zoeys Trommelfell schmerzte. Im nächsten Moment wurde sie ohne jegliche Zärtlichkeit auf die weiche Matratze geworfen, ihr Körper prallte auf. Bevor sie aufstehen konnte, war Andrews große Gestalt bereits über ihr, seine Hände auf beiden Seiten des Bettes, sie zwischen sich und der Matratze gefangen haltend.

In der Dunkelheit griff sie nach oben, um seine Schulter zu stoßen, ihre Finger berührten die festen Muskeln unter seinem Hemd, aber es fühlte sich an, als schlüge sie auf Watte, ohne Wirkung. Die Luft war erfüllt von seinem Duft, vermischt mit einem bedrückenden Gefühl der Invasion, das Zoeys Rücken in kalten Schweiß ausbrechen ließ.

„Lass mich los!“

Zoey trat wild mit ihrem anderen Fuß, die Ferse kratzte an seinem Schienbein. Andrew runzelte die Stirn, aber anstatt sie loszulassen, beugte er sich näher, sein warmer Atem an ihrem Hals.

„Verhalte dich.“

Zoey griff nach dem Bilderrahmen auf dem Nachttisch und schlug ihn gegen Andrews Schulter. Der Rand des Rahmens traf seine Schulter mit einem dumpfen Schlag.

Andrew wich nicht aus, und sein Blick wurde nur kälter.

„Bring mich nicht dazu, ernst zu werden.“

Er griff nach dem Rahmen und warf ihn zu Boden, das zerbrochene Glas verzerrte ihre lächelnden Gesichter dahinter.

Dann kam das Geräusch von reißendem Stoff. Zoeys Kleid wurde aufgerissen, und Andrews Hand glitt entlang des zerrissenen Stoffes nach oben.

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