Kapitel 4: Der erste Test

Nach Andrews heimtückischem Hinterhalt waren die Spannungen im Rudelgelände höher als je zuvor. Trotz seiner schweren Verletzungen war der stille Entschluss des kräftigen Alphas, schnell zu heilen und sich wieder seinen Brüdern anzuschließen, spürbar.

Aber Jessica konnte sehen, wie sehr es ihnen allen zusetzte und die zarten Bande, die sie mit ihr zu knüpfen begonnen hatten, erodierte. Die ständige Bedrohung durch Gewalt schwebte über ihnen und hielt die Alphas in ständiger Anspannung, während sie auf die Vergeltung ihrer Rivalen aus Thornridge warteten.

In einem seltenen Moment der Ruhe fand Jessica Matthew draußen, wie er seine Fähigkeiten im Bogenschießen verfeinerte. Sein muskulöser Körper war angespannt, als er eine makellose Reihe von Pfeilen abschoss. Jeder Treffer ins Ziel hallte mit einer Beständigkeit wider, die ihren Blick fesselte.

"Du weißt schon, dass es unhöflich ist, einen Kerl so anzustarren," bemerkte er, ohne sich umzudrehen, mit diesem schelmischen Unterton in seiner Stimme. "Es sei denn, du hast vor, etwas dagegen zu unternehmen, Liebes."

Jessica spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, als Matthew sich schließlich zu ihr umdrehte, ein schiefes Lächeln auf seinen perfekten Lippen. In diesem unbewachten Moment wurde sie von der Melancholie in seinen azurblauen Augen unter der Tapferkeit getroffen.

"Dieses Leben... es ist nicht für jeden," murmelte er, während er gedankenverloren einen Pfeil drehte und näher trat, bis sein Duft nach Holzrauch und Sandelholz sie umgab. "All die Gewalt, das gnadenlose Überleben des Stärkeren."

Seine rauen Fingerspitzen strichen leicht über ihre Kieferlinie und schickten flüssige Hitze tief in ihren Bauch. "Bist du sicher, dass du es aushalten kannst, mit uns im Fadenkreuz zu stehen?"

Bevor Jessica ihre Antwort überdenken konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und ergriff seine Lippen in einem brennenden Kuss, der beide Zweifel zum Schweigen brachte. Matthew stöhnte sofort auf und zog sie an die glühende Härte seines Körpers, während der Pfeil vergessen zu Boden fiel.

Das war ein Fehler - ein rücksichtsloses Vergnügen, das ihr Universum zerschmettern könnte. Aber als seine sündige Zunge die Naht ihrer Lippen in köstlicher Einladung nachzeichnete, konnte Jessica nicht widerstehen, sich dem urtümlichen Feuer hinzugeben, das zwischen ihnen loderte.

Ein Räuspern ließ sie mit einem gemeinsamen Keuchen auseinanderfahren. James stand da und beobachtete sie, seine Augen glühten smaragdgrün, aber mit einem wehmütigen Verständnis auf seinen markanten Zügen.

"So sehr ich die Aussicht genieße," brummte er in diesem tiefen Alpha-Ton, der direkt durch Jessica hallte, "wir müssen uns versammeln. Die Späher von Thornridge wurden gerade dabei gesehen, wie sie sich unserem östlichen Perimeter näherten."

Matthew richtete sich sofort auf, voller geballter Tödlichkeit und sinnlicher Bedrohung. "Zeit, diesen wilden Kötern zu zeigen, dass es ein Fehler war, diesen Bären zu reizen," knurrte er, seine stürmischen azurblauen Augen wirbelten vor Blutlust.

Als Jessica sich ihren Gefährten anschloss, setzte das erotische Vibrieren des Kampfesfiebers, das durch ihre kraftvollen Körper strömte, sie auf die köstlichste Weise unter Spannung. Mit jeder Konfrontation verschwammen die Grenzen zwischen ihrer menschlichen Realität und dieser ungezähmten übernatürlichen Welt, in die sie hineingeschmiedet wurde, immer mehr.

Der folgende Zusammenstoß war brutal einseitig, die geballte Wildheit ihres Rudels dezimierte ihre Angreifer mit animalischer Eleganz vollständig. Jessica konnte nur zusehen, völlig gebannt und alarmierend erregt, wie ihre Alphas den Wald in lebhaften Streifen des Gemetzels malten.

Als der letzte Feind fiel, kam James mit einem triumphalen Ausdruck auf seinen markanten Zügen herangestalkt. Ohne zu zögern, zog er Jessicas geschmeidigen Körper an seinen keuchenden, blutigen Torso und verschlang ihren Mund in einem Kuss, der aus reiner erobernder Besitzgier bestand.

Während ihre Gefährten sich in einem aufgeladenen, räuberischen Kreis um sie versammelten, gab Jessica sich der unersättlichen Hitze hin, die sie alle verschlang. In diesem Moment entflammte ihr spirituelles Erwachen als ihre prophezeite Gefährtin zu einer strahlenden Supernova.

Trotz der erschütternden Gewalt des Zusammenstoßes ritt Jessica immer noch auf dem unglaublichen Hochgefühl des Erwachens als Luna, ihre übernatürlichen Bindungen zu ihren Alphas brannten in transzendente Intimität. Schweißgetränkt und völlig erschöpft lag sie verstrickt in den zerwühlten Laken, umgeben von ihren glänzenden, sehnigen Körpern, die wie die schönste Skulptur der Welt im Schlafzimmer verstreut waren.

Allmählich verlangsamten sich ihre keuchenden Atemzüge und passten sich dem beruhigenden Auf und Ab ihrer Brustkörbe an. Jeder Ausatmen trug den anhaltenden Duft von männlichem Moschus, knisterndem Ozon und dem sinnlichen Hauch männlicher Erfüllung, bereichert durch den kupfernen Hauch von Blut.

Bei der Erkenntnis, dass sie ihre Vereinigung im blutroten Lebenssaft ihrer Rivalen besiegelt hatten, hätte Jessica entsetzt sein müssen. Stattdessen fühlte sie sich nur mächtig, urtümlich besessen auf die elementarste Weise.

James war der Erste, der die schwere Stille brach. Er rollte sich auf die Seite und strich ein paar feuchte Strähnen von ihren benommenen Zügen zurück. "Geht es dir gut, Luna?" Sein tiefer Klang streichelte ihre gerötete Haut, immer noch köstlich heiser von den Lustbeschwörungen, die er ihr aus der Kehle gerissen hatte.

Ihr glühender haselnussbrauner Blick traf seinen mit brennender Zufriedenheit und genoss die Intensität, wie mühelos sie endlich ihre Bindungen die Herrschaft übernehmen ließen. Endlich fühlte sie sich...vollständig.

"Ich bin alles, was ich sein sollte," krächzte sie mit absoluter Überzeugung und schmiegte ihre Wange dankbar an James' kampferprobte Hand.

Das zog ein rundes, tiefes Lachen von den anderen nach sich, als sie sich alle näher rückten, um sie erneut in ihrer glühenden Hitze und den berauschenden Düften zu umhüllen.

"Na gut, Liebes," schnurrte Michael mit sündiger Zufriedenheit, seine geschickten Hände zeichneten anerkennende Bögen über ihre leuchtenden Kurven. "Jetzt, da wir dich richtig ins Rudel aufgenommen haben..."

"Können wir uns daran machen, dir beizubringen, wie man richtig Chaos anrichtet," knurrte David und drückte einen anhaltenden Kuss auf die empfindliche Sehne ihres Halses.

Ermutigt durch das neu gewonnene Vertrauen und die Verehrung ihrer Alphas, entblößte Jessica ihre Zähne in einem köstlich wilden Lächeln. "Ich bin bereit, Chaos über jeden zu bringen, der bedroht, was mir gehört."

Vor diesem Tag konnte sie kaum die Quelle der wilden Wildheit erahnen, die in ihrem zierlichen Körper loderte. Aber jetzt, da ihr wahres Selbst von diesen furchterregenden Werwolf-Gefährten beansprucht worden war, ließ Jessica die berauschende Macht der Luna die Kontrolle übernehmen.

Wer auch immer es wagen würde, ihr neu geweihtes Rudel zu überqueren, würde bald entdecken, dass die Hölle keinen Zorn hat wie sie, wenn sie verachtet wird.

Jessica genoss das besitzergreifende Gewicht ihrer Alphas, die sich um sie legten, und ließ die instinktive Anziehungskraft der Mondenergie durch ihre Adern pulsieren. Eine tiefgreifende Veränderung hatte in ihr Wurzeln geschlagen - sie fühlte sich nicht mehr wie eine Außenseiterin, die durch eine verwirrende neue Existenz stolperte, sondern wie eine urtümliche Naturgewalt, die in ihre wahre Macht erwacht war.

Während sie im Nachglühen ihrer leidenschaftlichen Bindung schwelgte, hallte ein sanftes, weibliches Lachen durch ihr Bewusstsein wie das Flüstern eines geteilten Geheimnisses. Jessicas Augen öffneten sich blitzartig, leuchteten in ätherischem Bernstein, als uraltes Wissen zum Leben erwachte.

"Hast du das gehört?" Sie richtete sich auf, die weichen Laken sammelten sich um ihre Taille, während sie ihre Sinne mit neuer Schärfe ausstreckte. Die anderen spiegelten sofort ihre hyperaufmerksame Haltung wider.

"Was hast du gehört, Liebes?" krächzte Christopher und fuhr mit seinen Fingern durch ihre zerzausten kastanienbraunen Locken.

Dieses glockenartige Kichern tanzte erneut um sie herum, diesmal sowohl melodisch als auch zutiefst beunruhigend. Die Haare auf Jessicas Nacken stellten sich auf, als sie einen bedeutungsvollen Blick mit James austauschte. Seine markanten Züge waren angespannt, der kantige Kiefer grimmig angespannt.

"Die Flüstern der Mondmutter..."

Natürlich - die urtümliche Entität, deren himmlische Umarmung Jessicas Erwachen als die prophezeite Luna ausgelöst hatte. Ein Schauer durchlief das Rudel, ihre aufsteigenden Nackenhaare und die brodelnden Düfte strahlten Vorsicht aus.

"Warum wendet sie sich jetzt an uns?" brummte Daniel und rollte seine muskulösen Schultern in Unruhe.

Jessicas Stirn legte sich in mystische Konzentration, als sie sich bewusst als Kanal für den kryptischen Ruf des Mondes öffnete. Als die Worte in einem silbernen Rausch durch sie hindurchflossen, konnte sie ihr erschrockenes Keuchen nicht unterdrücken.

"Gefahr naht. Eine Macht, geboren aus der dunkelsten Gier der Menschheit." Sie schloss die Augen fest, als eine Reihe fragmentierter Visionen blitzschnell vor ihrem inneren Auge aufleuchteten: schreiende Unschuldige, ein sadistischer menschlicher Kult, frisches Blut, das vor Magie sprudelte—

"Ruhig, Liebes." Matthew zog ihre zuckende Gestalt an seine Brust und strich mit seinen schwieligen Handflächen beruhigend über ihre aufgewühlten Nerven. "Konzentriere dich auf meine Stimme. Lass sie noch nicht herein."

Jessica wimmerte leise und ließ bewusst den reichen, sinnlichen Klang ihres Gefährten sie zurück in den gegenwärtigen Moment verankern. Langsam beruhigte sich ihr Puls im Einklang mit dem tiefen Auf und Ab von Matthews kraftvollen Atemzügen, aber ein Hauch von Angst blieb hartnäckig in ihr verwurzelt.

"Was hat die Mondmutter dir gezeigt?" drängte Michael, kühl und pragmatisch wie immer.

"Etwas Dunkleres als alle unsere bisherigen Kämpfe," murmelte Jessica, gequält. "Die Thornridge-Räuber, gegen die wir gekämpft haben, sind nur der Auftakt. Ein viel tieferes Übel erhebt sich – eines, das in der verdrehten menschlichen Bosheit verwurzelt ist, nicht in animalischer Wildheit."

Eine tiefe Stille legte sich über das Rudel, die schrecklichen Implikationen ihrer Worte spiegelten sich in den donnernden Ausdrücken der Alphas wider. Trotz all ihrer wilden Macht erschütterte die Vorstellung, einem neuen, mächtigen Gegner aus den Reihen der Menschen gegenüberzustehen, sie auf eine Weise, die sie nicht auszusprechen wagten.

"Was sollen wir tun?" knurrte Andrew und ballte die Fäuste an seinen Seiten. Obwohl er sich noch von seinen schweren Wunden erholte, brannte der Drang, dieser aufkommenden Bedrohung entgegenzutreten, in seinem dunklen Blick.

"Wir bereiten uns auf einen höllischen Kampf vor, Bruder." James erhob sich mit löwenhafter Anmut und Bedrohung. Als unangefochtener Alpha beanspruchte er seinen Anspruch, indem er Jessica fest an seinen muskulösen Körper zog, Blut und Kampfeslust durch seine Adern singend. "Denn diesmal gibt es kein Zurückhalten, keine Spur von Gnade. Was auch immer auf unsere Gefährtin zukommt, wird nach der Gnade des Mondes schreien, wenn ich mit ihnen fertig bin."

Mit den moschusartigen Düften nackter Macht und männlicher Wildheit, die um sie herumwirbelten, schauderte Jessica in der aufgeladenen Umarmung ihrer Gefährten, der Wolf in ihr lauerte mit tödlicher Erregung. Sie war das Licht in ihrer elementaren Dunkelheit – die Luna, die im Kern ihres unaufhaltsamen Rudels loderte.

Und durch die uralten kosmischen Kräfte, die sie verbanden, würden ihre Alphas sicherstellen, dass nichts ihre Strahlkraft bedrohte, jetzt da sie vollständig entfesselt war.

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