Kapitel 2 — Arbeite für mich
Seraphina
Die Garage roch nach Öl, verbranntem Gummi und kaltem Metall – ein scharfer Kontrast zur klaren Luft des Mitternachtshimmels draußen. Das Brummen leistungsstarker Motoren und die leisen Jubelrufe von der Rennstrecke hallten durch den weiten Raum. Überkopf flimmernde Leuchtstofflampen warfen Schatten auf das elegante, mattschwarze Auto, das im Zentrum der Garage geparkt war – Damon Hales wertvollste Maschine.
Seras Laptop balancierte vorsichtig auf der Motorhaube des Autos, während sie wie wild tippte, ihre Finger flogen über die Tasten. Die maßgeschneiderte Software war fast installiert, jede Sequenz lief fehlerfrei. Die Ärmel ihres Hoodies waren gerade so weit hochgeschoben, dass man die schwachen Blutergüsse an ihren Handgelenken sehen konnte.
Sie warf einen Blick über ihre Schulter; die Garage war leer, abgesehen von ihr. Theo hatte ihr versprochen, dass sie in Ruhe arbeiten könne, aber Versprechen in dieser Welt waren so brüchig wie Glas.
„Konzentrier dich, Sera“, murmelte sie zu sich selbst und steckte das letzte Kabel in die zentrale Konsole des Autos.
Der Moment wurde durch schwere Schritte unterbrochen, die über den Betonboden hallten.
„Na, na… was haben wir denn hier?“
Die Stimme war ölig, durchzogen von Spott. Sera erstarrte kurz, bevor sie sich langsam umdrehte, um dem Eindringling ins Gesicht zu sehen. Ein Mann Ende zwanzig, der eine Lederjacke mit einem unbekannten Logo trug, lehnte lässig an einem Werkzeugkasten. Sein Lächeln war schief, raubtierhaft. Er war einer von Damons Rivalen – sie erkannte das Logo von der Rennstrecke.
„Die Garage ist tabu“, sagte sie fest und hielt ihre Stimme trotz des Zitterns in ihren Händen ruhig.
Er lachte, stieß sich vom Werkzeugkasten ab und trat näher. „Entspann dich, Süße. Ich bin nur neugierig, was ein hübsches kleines Genie wie du unter Damon Hales Haube macht.“
Sie trat einen Schritt zurück. „Ich arbeite. Du hast hier nichts zu suchen.“
Sein Grinsen wurde breiter. „Oh, aber ich schon. Und es sieht so aus, als hätten wir ein bisschen Privatsphäre.“
In dem Moment, als er auf sie zustürmte, duckte sich Sera zur Seite und stieß dabei einen Metallhocker um. Ihr Laptop rutschte fast von der Motorhaube, aber sie fing ihn gerade noch rechtzeitig auf.
„Fass mich nicht an!“ fauchte sie, während sie zurückwich.
Bevor der Mann die Lücke erneut schließen konnte, schnitt eine andere Stimme durch die Spannung – scharf, tief und von kaum unterdrückter Gewalt durchzogen.
„Ich würde keinen weiteren Schritt tun, wenn ich du wäre.“
Der Mann erstarrte mitten im Schritt, sein Gesicht erbleichte. Damon Hale stand am Eingang der Garage, seine breiten Schultern wurden vom Licht der Rennstrecke draußen umrahmt. Sein Ausdruck war unergründlich, aber der Sturm, der in seinen stahlgrauen Augen tobte, war unübersehbar.
Der rivalisierende Fahrer hob die Hände in gespielter Kapitulation. „Hey, ganz ruhig, Damon. Wir unterhalten uns nur.“
Damon trat vor, seine Stiefel hallten bei jedem Schritt. „Verschwinde.“
Der Mann zögerte, aber Damons nächster Schritt reichte aus, um ihn zur Flucht zu bewegen.
Als der Eindringling verschwunden war, richtete Damon seinen Blick auf Sera. Seine scharfen Augen musterten sie von Kopf bis Fuß, verweilten auf dem schwachen Bluterguss an ihrem Kiefer und den an ihren Handgelenken. Sein Kiefer spannte sich an.
„Wie lange bist du schon allein hier drin?“ fragte er leise.
„Ich—ich war gerade fertig. Ich habe nicht erwartet, dass jemand—“
Er trat näher, und für einen Moment fühlte sich Sera, als würde sie von einem Raubtier begutachtet. Aber da war noch etwas anderes in seinen Augen—Besorgnis.
„Diese blauen Flecken sind nicht frisch,“ sagte er sanft.
Sera zuckte leicht zusammen und zog ihre Ärmel herunter. „Es ist nichts.“
Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Nichts hinterlässt keine solchen Spuren.“
Für einen Moment war die Garage still, abgesehen von dem leisen Summen der anlaufenden Motorensysteme des Autos. Damons Augen hielten ihre fest, und Sera fühlte eine unerklärliche Anziehung, als ob die Schwerkraft selbst sie an ihn binden würde.
„Ist die Software bereit?“ fragte er schließlich und durchbrach die Stille.
Sie schluckte und nickte. „Ja. Sie ist installiert. Du kannst sie jetzt testen.“
Damons Lippen zuckten zu etwas, das vielleicht ein Lächeln gewesen wäre, wenn auch nur für eine Sekunde. „Gut. Steig ein. Du kommst mit mir.“
„Was? Wohin?“
„Wir testen sie. Und du wirst dabei sein wollen.“
Damon
Damon umklammerte immer noch fest das Lenkrad, als er die leeren Nebenstraßen außerhalb der Rennstrecke entlangraste. Sera saß steif auf dem Beifahrersitz und hielt ihre Laptoptasche, als wäre sie ein Rettungsanker.
Sie hatte Feuer, das musste er ihr lassen. Angst glomm hinter ihren grünen Augen, aber sie wurde von Entschlossenheit überstrahlt. Die blauen Flecken an ihren Handgelenken und ihrem Kiefer nagten an ihm und entfachten eine Wut, die er selten verspürte. Jemand hatte ihr wehgetan, und den verblassten lilafarbenen Flecken nach zu urteilen, war es nicht kürzlich passiert.
Sie kamen bei seiner Firma an—eine industrielle Festung aus Glas und Stahl. Damon parkte das Auto, der Motor knurrte leise, als er abkühlte.
„Komm mit,“ sagte er schroff und stieg aus.
Drinnen beleuchteten die Lichter einen makellosen Arbeitsbereich—eine Hälfte gefüllt mit Luxusautos in verschiedenen Montagezuständen, die andere mit fortschrittlichen Softwarelaboren und High-Tech-Ausrüstung.
„Das ist jetzt dein Reich,“ sagte er und drehte sich zu ihr um. „Du wirst hier Zugang zu allem haben. Keine Einschränkungen, keine Beschränkungen.“
Sera runzelte die Stirn. „Du willst, dass ich hier arbeite?“
„Ja.“
„Warum?“
Damon verschränkte die Arme. „Deine Software ist gut, aber sie ist nicht das, was ich brauche. Ich will nicht nur Optimierung—ich will Dominanz. Und dafür brauche ich dich.“
Sera zögerte. „Und wenn ich nein sage?“
„Du gehst mit mehr Geld, als du je hattest,“ antwortete Damon ehrlich. „Aber ich habe das Gefühl, dass das nicht das ist, was du willst.“
Ihr Telefon summte und unterbrach den Moment. Sera erstarrte, ihr Gesicht wurde blass.
Sie zögerte, bevor sie antwortete.
„Papa, ich bin beschäftigt. Bitte—“
Seine Stimme war scharf, wütend. „Wo ist das Geld, Seraphina? Du hast es versteckt, nicht wahr?“
„Papa, bitte, ich werde—“
„Komm nach Hause. Sofort.“
Das Gespräch wurde unterbrochen.
Damons Stimme durchbrach die Stille. „Das war er, nicht wahr?“
Sera konnte ihm nicht in die Augen sehen.
„Arbeite für mich, Seraphina,“ sagte Damon leise. „Du wirst Sicherheit haben. Unabhängigkeit. Du musst nicht zurück dorthin.“
„Ich—ich brauche Zeit zum Nachdenken,“ flüsterte sie.


















































































































































































































