Kapitel 7

Edith zitterte vor Wut.

Dieses Kleid war speziell für die Party maßgeschneidert worden – eine limitierte weltweite Edition!

Aber als sie die neugierigen Blicke der Gäste um sich herum bemerkte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Wut herunterzuschlucken.

Sie holte tief Luft und zwang sich zu einem Lächeln. „Es ist in Ordnung. Ich weiß, dass du es nicht absichtlich gemacht hast.“

Doch ihr Lächeln sah schmerzhafter aus als Tränen, und aus ihrem Blick schien beinahe Gift zu tropfen.

Scarlett beobachtete Ediths Versuch, Haltung zu bewahren, und verspürte einen Anflug von Zufriedenheit.

‚Zeig dich ruhig, gib an, so viel du willst – wie fühlt es sich jetzt an?‘

Doch diese Zufriedenheit wurde schnell von einem unerklärlichen Anflug von Bitterkeit ersetzt, als sie zu Sebastian blickte. Er stand mit dem Rücken zu ihr und sprach mit Edith. Sein Profil war scharf und kantig, doch sein Tonfall war sanft.

Das war eine Zärtlichkeit und ein Verständnis, das er ihr nie gezeigt hatte.

War das der Unterschied zwischen einer Verlobten und einer Geliebten? Vor wenigen Augenblicken, als er sie instinktiv gestützt hatte, hatte er sie sofort losgelassen, als ob er Angst hätte, in irgendeiner Weise mit ihr in Verbindung gebracht zu werden.

Scarlett schüttelte den Kopf und lächelte selbstironisch, um diesen Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben.

Die Party ging weiter, obwohl die Atmosphäre eindeutig unangenehm geworden war. Edith kehrte in einem anderen Kleid zurück, aber ihre Begeisterung war verschwunden, ihr Lächeln dauerhaft angespannt.

Mitten in der Veranstaltung entschuldigte sich Sebastian, um die Toilette aufzusuchen, und verließ die Party. Kurz darauf vibrierte Scarletts Handy mit einer Nachricht von Sebastian: [Genug amüsiert?]

Scarlett starrte auf diese Worte, ihr Finger schwebte über dem Bildschirm, während eine Welle von Groll über sie hinwegspülte. Es war wirklich lachhaft.

Sie schaltete ihr Handy aus, ohne zu antworten, und verließ die Party. Sie hatte keine Lust, Sebastian und Edith beim Liebesspiel zuzusehen.


Am Tag nach der Party schloss sich Edith in ihrem Zimmer ein und zerschmetterte drei Vasen.

„Diese Schlampe hat es absichtlich gemacht!“ Edith saß vor ihrem Schminktisch und starrte in den Spiegel auf ihre geschwollenen Augen. „Und Seb – er hat sie tatsächlich verteidigt! Schläft er hinter meinem Rücken mit dieser Hure?“

Brianna saß neben ihr und wechselte zwischen beruhigenden Worten und dem Anstacheln ihrer Wut. „Ich wusste, dass diese Schlampe nichts Gutes im Schilde führt!“

Das verstärkte nur Ediths Zorn. „Wir müssen Scarlett loswerden!“ Sie ballte die Fäuste, ein grausamer Blitz in ihren Augen.

„Sie wird meine Ehe ruinieren, wenn wir nichts unternehmen! Mama, du musst mir helfen. Finde jemanden, der sie in ihre Schranken weist – jemanden, der dafür sorgt, dass sie nie wieder Ärger macht!“

Brianna verengte die Augen, ihre Finger klopften leicht auf die Armlehne, während sie darüber nachdachte, wer Scarlett kontrollieren und sie endgültig in Schach halten könnte.

„Mach dir keine Sorgen.“ Brianna tätschelte Ediths Hand, ihr Tonfall war selbstbewusst. „Ich weiß genau, was zu tun ist. Ich verspreche dir, dass sie sich nie wieder in deiner Nähe blicken lassen wird.“


An diesem Nachmittag öffnete Brianna die Tür zum Dachboden.

„Was willst du?“ fragte Scarlett kalt.

„Mr. Campbell hat es sich anders überlegt“, sagte Brianna mit einem falschen Lächeln. „Er ist bereit, das letzte Mal zu übersehen und möchte dich wiedersehen.“

Scarlett runzelte die Stirn. „Ich gehe nicht.“

„Du wirst gehen!“ Briannas Gesichtsausdruck verdüsterte sich sofort, als sie einen Schritt nach vorne trat. „Ich habe bereits alles mit Mr. Campbell arrangiert. Er wartet in einer Suite im The Gilded Hour Club. Du kommst jetzt mit mir. Das ist deine letzte Chance – zwing mich nicht, unangenehm zu werden.“

Scarlett sah die Berechnung in ihren Augen und wurde misstrauisch. Briannas Haltung war ungewöhnlich fordernd, ganz anders als ihre übliche Vorgehensweise bei der Verabredung.

Gut. Sie würde gerne sehen, welches Spiel Brianna spielte.

„Gut, ich gehe“, sagte sie und griff nach ihrer Handtasche. „Aber ich treffe ihn nur. Ob daraus etwas wird, hängt ganz von meiner Laune ab.“

„Das ist alles, was ich verlange.“ Briannas Lächeln war steif, als sie sich umdrehte, um nach unten zu gehen, ihre Schritte ungewöhnlich hastig.

Im Auto reichte Brianna ihr eine Flasche gekühlten Saft. „Es ist heiß. Nimm etwas, um dich abzukühlen.“

Scarlett nahm es, ihre Verdacht wuchs. Wann hatte Brianna jemals diese Art von „Sorge“ für sie gezeigt?

Sie drehte den Deckel beiläufig ab und tat so, als würde sie einen Schluck nehmen, bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Brianna ihre Reaktion beobachtete. Definitiv verdächtig.


Das Auto hielt vor dem Gilded Hour Club, und Brianna begleitete sie persönlich in die Suite im obersten Stockwerk. „Mr. Campbell wartet drinnen. Geh ruhig rein – ich warte unten auf dich.“

Scarlett nickte und schob die Tür auf. Die Suite war schwach beleuchtet, mit einem süßlichen Duft, der die Luft erfüllte und sie unruhig machte.

Gerade als sie nach dem Lichtschalter griff, überkam sie eine Welle von Schwindel, und ihre Glieder begannen zu schwächeln.

Verdammt! Der Duft war ein Betäubungsmittel! Sie hatte den Saft nicht getrunken, aber sie hatten die Luft stattdessen vergiftet.

Scarlett taumelte in Richtung Tür, in der Hoffnung zu entkommen, nur um festzustellen, dass sie von außen verschlossen war. „Verdammt!“

Sie lehnte sich gegen die Tür, kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben, während ihr Verstand immer nebliger wurde. Sie konnte eine unnatürliche Hitze in ihrem Körper aufsteigen fühlen, ihre Rationalität schwand mit jedem Atemzug.

Nein, sie konnte hier nicht einfach zusammenbrechen. Scarlett schleppte sich ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich ab.

Sie zog ihr Handy heraus, ihre Finger zitterten so stark, dass sie immer wieder die falschen Tasten drückte. Mit ihrem letzten bisschen Klarheit schaltete sie ihren Standort ein und schickte ihn an Chris, dann nutzte sie all ihre verbleibende Kraft, um das Handy unter dem Kissen zu verstecken.

Nachdem sie das getan hatte, rutschte sie neben dem Bett zu Boden, unfähig, aufrecht zu bleiben.

Kurz darauf hörte Scarlett vage ein heftiges Treten gegen die Tür, als ob jemand versuchte, sie komplett einzutreten. Chris konnte nicht so schnell sein; war es vielleicht Lucas?

Sie kämpfte sich auf die Beine und griff nach dem Aschenbecher auf dem Nachttisch. Selbst diese kleine Bewegung raubte ihr die restliche Energie, und sie brach auf die Knie.

Mit einem gewaltigen Krachen wurde die Tür eingetreten. Scarlett zwang sich, die Augen zu öffnen. Durch ihre verschwommene Sicht sah sie eine große Gestalt hereinstürmen.

In dem Glauben, es sei Lucas, schwang sie den Aschenbecher in Richtung seines Kopfes, als er sich näherte. Im nächsten Moment wurde ihr Handgelenk fest umklammert. Dann roch sie einen vertrauten, leichten Zedernholzduft – Sebastian?

„Sebastian“, flüsterte sie, ihre trockenen Lippen bewegten sich kaum.

In diesem Moment hörte sie Lucas' Stimme von draußen, schleimig und verspielt: „Wo versteckst du dich, schönes Mädchen? Komm raus und spiel mit mir.“

Er war dabei, das Schlafzimmer zu betreten. Scarletts Herz zog sich vor Angst zusammen. Sie umklammerte Sebastians Ärmel, fast flehend: „Nimm mich mit.“

Erst als sie Sebastians warme Umarmung spürte, entspannte sie sich endlich und verlor das Bewusstsein vor Erschöpfung.

Als sie wieder zu sich kam, war es das grelle Sonnenlicht, das sie weckte. Sie setzte sich abrupt auf, nahm die vertraute Decke wahr – minimalistisch, kühl getönt, mit einem Hauch von Luxus.

Sie war in Sebastians privater Villa.

Endlich erlaubte sie sich zu atmen. Bis jetzt war sie sich nicht sicher gewesen, ob Sebastian sie tatsächlich mitnehmen würde.

Zumindest hatte er doch noch etwas Menschlichkeit in sich.

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