Kapitel 2: Von seiner Eifersucht gebrandmarkt

Das Morgenlicht kroch sanft in das Zimmer und warf einen goldenen Schimmer auf die Laken, während ein leises Klopfen an der Schlafzimmertür widerhallte.

Elena rührte sich, ihre Wimpern flatterten auf. Doch mit dem Erwachen kam auch ein Schock der Panik zurück, ein schwerer Arm war um ihre Taille gelegt und zog sie fest an einen kräftigen, mächtigen Körper.

Dario.

Ihr Atem stockte. Was tat er... hielt sie fest?

Der Mann, der sie verachtete... jetzt klammerte er sich im Schlaf an sie?

Sie wagte kaum, sich zu bewegen. Sein muskulöser Arm, tätowiert mit dunklen Tattoos, umschlang sie wie eine Kette. Seine starke Brust drückte gegen ihren Rücken, die harten Konturen seiner Bauchmuskeln brannten in ihrer Wirbelsäule. Sein kräftiger Oberschenkel war zwischen ihren Beinen verheddert und schlimmer noch, seine morgendliche Erregung drückte gegen sie, was eine Welle von Hitze und Scham durch ihren Körper jagte.

Elena biss sich auf die Lippe. Ihr Herz raste, während ihr Blick vorsichtig zu dem Mann neben ihr wanderte.

Selbst im Schlaf sah Dario Moretti aus wie ein gefallener Gott.

Breite Schultern, scharfe Kinnlinie, dichte Wimpern, volle rote Lippen. Sein gemeißeltes Gesicht wirkte nun friedlich, so anders als der Sturm, den er wach trug.

Doch diese Schönheit verbarg etwas Furchterregendes. Das wusste sie.

Sie hatte dieses Gesicht einmal geliebt. Als sie ihn an ihrem Hochzeitstag zum ersten Mal sah, war sie vollkommen und töricht verfallen. Doch dasselbe Gesicht hatte sie gebrochen. Jede Prellung, jedes kalte Wort, jede schweigende Nacht hatte ihr gezeigt, was für ein Mann Dario wirklich war.

Und doch... hier war er. Hielt sie fest. Als ob er sie nicht verachten würde.

Ein sanftes Klopfen ertönte erneut.

Elena erstarrte, dann begann sie langsam und leise, sich aus seinem Griff zu lösen. Sie wollte ihn nicht wecken, nicht wenn sein Temperament bei zu früher Störung wild werden konnte. Sie kannte seine Gewohnheiten, seine Launen, seine Wut; sie hatte alles auf die harte Tour in den letzten drei Jahren gelernt.

Nachdem sie vorsichtig unter seinem Arm hervorgeglitten war, griff sie nach ihrem Morgenmantel. Ihr Körper schmerzte noch immer von der letzten Nacht, und ihr Magen drehte sich vor nervöser Übelkeit, eine grausame Erinnerung an das Geheimnis, das sie immer noch mit sich trug.

Sie öffnete die Tür und fand Contessa Valentina, Darios Stiefmutter, die mit einem sanften Lächeln dastand, das ihre Augen nicht ganz erreichte.

„Ist Dario wach?“ fragte Valentina leise.

Elena schüttelte den Kopf. „Nein... noch nicht.“

Valentina nickte. „Ach je, er wird wütend sein, wenn er seinen Zeitplan verpasst. Du weißt, wie er ist, wenn seine Morgenroutine gestört wird. Ich werde ihn wecken. Geh du und bereite sein Frühstück vor.“

Sie berührte Elenas Hand und drückte sie mit vorgetäuschter Besorgnis.

Elena nickte und eilte schnell in Richtung Küche, ihr Herz raste bereits vor Unbehagen.

Sie hatte keine Ahnung, welcher Sturm oben entfesselt werden würde.

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Valentina betrat das Schlafzimmer, ihre Augen verengten sich in dem Moment, als sie den zerrissenen Stoff auf dem Boden erblickte - Elenas zerrissene Unterwäsche von letzter Nacht.

Ihre Lippen verzogen sich zu einem wütenden Schmollmund.

Sie hatte zu hart daran gearbeitet, Dario bitter und distanziert zu halten. Sie wollte nicht, dass seine Loyalität durch etwas so Fragiles wie Zuneigung erschüttert wurde. Und der Anblick der Beweise ihrer Intimität brachte ihr Blut zum Kochen.

Mit Abscheu kickte sie den zerrissenen Stoff unter das Bett, wischte dann ihren Gesichtsausdruck weg und ging mit einem süßen, mütterlichen Lächeln zum Bett.

Als sie die Hand ausstreckte, um Darios Kopf sanft zu berühren, schlug er ihre Hand instinktiv und schroff weg.

Valentina keuchte vor Schmerz.

Darios Augen öffneten sich, kalt und scharf. Er blinzelte verwirrt, bevor er erkannte, wer vor ihm stand.

„Mutter,“ murmelte er. „Entschuldigung... Ich wusste nicht, dass du es bist.“

Aber sein Ton blieb kalt. Distanziert.

Jahre des Traumas hatten ihn verhärtet. Seine Stimme kannte keine Sanftheit, nicht einmal für sie.

Valentina überspielte ihre Reaktion mit einem leichten Lachen. „Es ist schon gut. Du sahst müde aus, und ich habe mir Sorgen gemacht. Du schläfst nie so lange.“

„Ich war spät draußen. Keine Termine heute Morgen. Mir geht's gut,“ antwortete Dario, erhob sich vom Bett und zog ein schwarzes T-Shirt an.

„Oh... wie dumm von mir,“ kicherte Valentina und klatschte sich leicht auf die Stirn. „Ich dachte, du wärst wütend, weil Elena gestern zwei Millionen beim Einkaufen ausgegeben hat.“

Darios Stirn zuckte nicht einmal. „Na und? Sie ist meine Frau. Sie kann ausgeben, was sie will.“

Valentinas Lächeln zuckte.

In Wahrheit hatte sie Elenas schwarze Karte benutzt, die Dario ihr mit einem unbegrenzten Limit gegeben hatte, um sich bei diesem Einkauf auszutoben. Aber wie immer brauchte sie einen Grund, um Dario gegen Elena zu vergiften.

„Du bist so ein gütiger Ehemann,“ murmelte Valentina, ihre Stimme zitterte gerade genug, um aufrichtig zu wirken. „Ich verstehe nicht, warum Elena das Bedürfnis hat, mit anderen Männern zu flirten.“

Darios Kopf schnellte zu ihr herum.

„Was hat sie getan?“

Valentina tat so, als würde sie in Panik geraten. „Ich... ich hätte das nicht sagen sollen. Bitte, vergiss, dass ich es erwähnt habe. Ich gehe.“

„Stopp.“ Darios Stimme war scharf wie eine Klinge. „Sag mir, was sie getan hat.“

Mit einem mitleidigen Seufzer murmelte Valentina, „Gestern... während wir einkaufen waren... traf sie einen jungen, gutaussehenden Verkäufer. Sie lächelte zu viel. Lachte. Berührte seine Hand. Ich habe versucht, sie zu warnen, aber... du weißt, wie sie nie auf mich hört.“

Valentina drehte sich zum Gehen um, ihre Augen blitzten vor versteckter Zufriedenheit.

Doch Darios Wut war bereits entfacht.

Er wartete nicht auf Details. Er stellte die Wahrheit nicht infrage.

Er stürmte an ihr vorbei, die Fäuste geballt, den Kiefer verkrampft, die Augen vor Zorn lodernd.

Alle Logik ertrank im Brüllen der Eifersucht.

Alles, woran er denken konnte, war sie, Elena, und die Vorstellung, dass ein anderer Mann berührte, was ihm gehörte.

Sie war seine.

Und sie musste daran erinnert werden.

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