Kapitel 4 — Der neue CEO
Der Fahrer parkte meinen Bugatti vor dem Firmengebäude, das glänzende schwarze Biest funkelte im Morgenlicht. Noch bevor der Motor vollständig verstummt war, wurde die Tür für mich geöffnet. Ich stieg aus, meine Designer-Absätze klackerten auf dem Pflaster, der Klang scharf, autoritativ. In dem Moment, als meine Füße den Boden berührten, durchströmte mich eine Welle der Macht.
Es war an der Zeit.
Zeit, sie zu Fall zu bringen.
Alle.
Die Luft um mich herum veränderte sich, als ich den Eingang der Miller Corporation betrat. Meine bloße Anwesenheit reichte aus, um Aufmerksamkeit zu erregen. Die Türsteher richteten sich auf, die Empfangsdame erstarrte und die Sicherheitsleute wandten ihre Blicke ab. Die Welt innerhalb dieser Mauern stand vor einer Veränderung, und sie konnten es spüren.
Das Geräusch meiner Absätze hallte durch die weitläufige Lobby mit Marmorboden, als ich eintrat. Gespräche verstummten. Köpfe drehten sich. Ich spürte das Gewicht ihrer Blicke, das leise Flüstern, das mich wie Schatten verfolgte. Sie erkannten mich nicht.
Noch nicht.
Aber sie hatten von mir gehört.
Geschichten kursierten in diesem Unternehmen – einige wahr, andere übertrieben, alle furchteinflößend. Sie nannten mich die erbarmungslose Enkelin. Diejenige, die keine Gnade zeigte. Die einzigen Menschen auf dieser Welt, die meiner Zeit, meiner Aufmerksamkeit, meines Lächelns würdig waren, waren meine Mutter und mein Großvater. Für den Rest der Welt? War ich kalt, berechnend, unantastbar.
Und ich lebte diesen Ruf makellos aus.
Ich bewegte mich mit Zielstrebigkeit, jeder Schritt war bewusst, jede Bewegung kontrolliert. Macht strahlte von mir in unsichtbaren Wellen aus und erstickte jene, die zu schwach waren, um in meiner Gegenwart zu bestehen. Angestellte wichen mir aus, ihre Augen huschten zu mir, suchten nach einem Hinweis darauf, was kommen würde.
Und dann sah ich sie.
In dem Moment, als mein Blick auf die Frau fiel, erstarrte ich.
Das erste, was mir auffiel, waren ihre Haare. Es sah aus, als wäre sie gerade aus dem Bett gerollt und hätte kaum einen Kamm durchgezogen, bevor sie es nachlässig zusammenband. Meine Lippen verzogen sich vor Abscheu, während meine Augen weiter nach unten wanderten.
Ihre Kleidung – wenn man das so nennen konnte – war eine Katastrophe. Unpassend, schlecht sitzend und völlig uninspiriert. Ihre Hose war so eng, dass es ein Wunder war, dass sie atmen konnte, während ihre Bluse aussah, als hätte sie wochenlang zerknittert am Boden eines Wäschekorbs gelegen. Und dann ihre Schuhe – der beleidigendste Teil ihrer gesamten Existenz. Abgewetzt, zerschrammt und als wäre sie durch einen Sturm gewandert und hätte es nie für nötig gehalten, sie zu reinigen.
Wie hatte dieses Geschöpf den Weg in mein Unternehmen gefunden?
Es war traumatisierend, sie anzusehen.
„Sie,“ rief ich, meine Stimme schnitt durch die gedämpfte Atmosphäre.
Sie schaute auf, die Augen weit vor Unsicherheit, und zeigte zögernd mit einem Finger auf ihre eigene Brust.
Ich rollte mit den Augen. Pathetisch.
„Ja, Sie,“ sagte ich gedehnt. „Kommen Sie her.“
Die Frau eilte auf mich zu, den Kopf gesenkt, die Bewegungen hektisch und unkoordiniert. Es war schmerzhaft, ihr zuzusehen.
„Sie haben mich gerufen, gnädige Frau?“ fragte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Ich neigte den Kopf und betrachtete sie wie ein Insekt, das ich erwägen könnte, unter meinem Absatz zu zerquetschen.
„Arbeiten Sie hier?“ fragte ich langsam, als würde ich mit einem Kind sprechen.
„Ja... ja, gnädige Frau,“ stotterte sie.
Ich verengte die Augen. „Sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen spreche. Und stehen Sie gerade.“
Sie zuckte zusammen, gehorchte aber, ihr Körper zitterte wie ein Blatt im Sturm.
Ich hatte noch nicht einmal etwas getan.
„Wenn Sie Ihren Job behalten wollen,“ fuhr ich fort, meine Stimme glatt, aber mit eisigem Unterton, „schlage ich vor, dass Sie Ihre Garderobe ändern. Diese Firma stellt eine Kleiderzulage zur Verfügung, damit die Mitarbeiter nicht schäbig herumlaufen. Sie repräsentieren die Miller Corporation nicht so.“ Ich wedelte mit einer manikürten Hand vor ihr.
„Wenn Sie sich wie jemand kleiden wollen, der für eine billige Firma arbeitet, tun Sie es. Aber tun Sie es, nachdem Sie Ihr Kündigungsschreiben abgegeben haben. Haben wir uns verstanden?“
„J-Ja, Ma’am! Ja, Ma’am!“
„Gut.“ Ich drehte mich auf dem Absatz um und entließ sie vollständig.
Meine Aufmerksamkeit war nicht mehr auf die Frau gerichtet, die keinen Platz in meiner Welt hatte. Mein Geist war bereits bei dem bevorstehenden Meeting, das das Machtgleichgewicht in dieser Firma für immer verändern würde.
Mein Großvater wartete.
Ich öffnete nach einem einzigen Klopfen seine Bürotür und trat in den großen Raum. Bodentiefe Fenster rahmten die Skyline der Stadt ein, das Imperium, das er aufgebaut hatte, stand hoch vor uns. Er stand vor dem Glas, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, eine Aura der stillen Dominanz umgab ihn.
„Opa,“ rief ich sanft.
Er drehte sich um, ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Aber unter dieser Wärme lag Stahl.
„Bist du sicher, dass du bereit bist?“ fragte er.
Ich begegnete seinem Blick ohne zu zögern.
„Ich war bereit, als ich dieses Gebäude betrat.“
Ein tiefes Lachen rumorte aus seiner Brust, als er seine Arme öffnete. Ohne zu zögern trat ich in seine Umarmung.
„Ich vertraue dir,“ murmelte er. „Ich weiß, dass du das hinkriegen wirst.“
Ein kleines Lächeln spielte auf meinen Lippen, als ich mich zurückzog.
„Sie werden nicht wissen, was sie getroffen hat.“
HARDINS PERSPEKTIVE
Der Sitzungssaal war still.
Jeder Platz war besetzt, jeder Geschäftsführer anwesend, wartend auf die Ankunft des neuen CEOs.
Ich hatte die letzten Stunden damit verbracht, sicherzustellen, dass alles in Ordnung war. Der Übergang musste nahtlos sein, die Ankündigung perfekt.
Und doch, als ich mich zu meinem Platz begab, schwang die Tür mit beinahe ohrenbetäubender Kraft auf.
Stille.
Jeder Atemzug im Raum schien zu stocken. Jedes Augenpaar fixierte die Gestalt, die hereinkam.
Und da war sie.
Eine Frau mit goldblondem Haar, das in perfekten Wellen über ihre Schultern fiel. Augen in der Farbe eines Sommerhimmels – scharf, berechnend. Sie bewegte sich, als gehörte ihr die Welt, gekleidet in einen schwarzen Anzug, der ihren Körper präzise umschloss, eine zarte Tropfenkette ruhte an ihrem Schlüsselbein. Es sah einfach aus, aber ich bezweifelte nicht, dass es ein Vermögen wert war.
Ihr Kinn war erhoben, ihr Gang mühelos, Selbstvertrauen strömte von ihr wie ein betörendes Parfüm.
Ich kannte sie.
Ariana Miller.
Die arrogante Enkelin.
Die Frau, die jeder fürchtete, aber niemand zu herausfordern wagte.
Was machte sie hier?
War sie gekommen, um ihre Mutter zu unterstützen?
Sicherlich war das die einzige Erklärung. Ihre Mutter sollte heute als CEO angekündigt werden. Das war der Plan gewesen.
Und doch… niemand folgte ihr.
Und sie steuerte nicht auf irgendeinen Stuhl zu.
Sie ging direkt zum Kopf des Tisches.
Eine kalte Angst kroch in meinen Magen.
Dann legte sie ihre perfekt manikürten Hände auf den Tisch, ihr Blick schweifte über den Raum wie eine Königin, die ihr Königreich begutachtet.
Und mit einer Stimme, gefüllt mit Macht, Autorität und Endgültigkeit, sprach sie.
„Hallo, zusammen,“ sagte sie. „Ich bin Ariana Miller, die neue CEO der Miller Corporation.“
Die Luft änderte sich.
Die Welt hielt inne.
Und mein Atem stockte in meiner Kehle.















































































































































































































































