Kapitel 3

Emily spürte einen scharfen Ruck, als der Mann sie an den Haaren zurückzog.

Ein brennender Schmerz schoss durch ihre Kopfhaut, als der Mann sie beschimpfte, ihren Kopf packte und ihn gegen ein nahegelegenes Auto schlug.

„Ah!“

Explosiver Schmerz durchzuckte ihre Stirn. Emily konnte kaum stehen, als Blut ihr Gesicht hinunterlief und ihre Sicht verschwamm.

Der Mann knurrte wütend. „Ich war nett wegen deinem hübschen Gesicht! Aber du bist einfach zu undankbar, nimmst mein Geld und versuchst dann, den Deal rückgängig zu machen!“

Emily kämpfte verzweifelt und starrte ihn durch das Blut hindurch an. „Such dir den, der dein Geld genommen hat! Ich habe nichts vereinbart!“

„Das ist mir egal! Ich will dich! Die ehemalige Harrison-Erbin für ein paar hunderttausend – was für ein Schnäppchen, das mir in den Schoß gefallen ist!“ Lust flammte in seinen Augen auf, als er sprach.

Emily sammelte ihre letzten Kräfte für einen weiteren Versuch, sich zu befreien.

Aber der natürliche Kraftunterschied zwischen Männern und Frauen war zu groß, besonders nachdem der Schlag auf ihren Kopf sie benommen und desorientiert zurückgelassen hatte.

Emily blickte verzweifelt um sich.

Ihr Kampf hatte zahlreiche Schaulustige angezogen, einige machten sogar Fotos mit ihren Handys.

„Bitte helft mir!“ flehte Emily. „Dieser Mann ist ein Menschenhändler – ich kenne ihn nicht einmal!“

„Hört nicht auf diese lügende Schlampe! Sie hat mein Geld genommen, also gehört sie mir! Steig jetzt ins Auto!“ Der Mann verlor die Geduld, packte grob Emilys Arm und versuchte, sie ins Fahrzeug zu schieben.

Emily verspürte nichts als reine Verzweiflung.

Warum war das Schicksal so entschlossen, sie zu quälen?

Gerade als Emily kurz davor war zusammenzubrechen, erschien eine Gestalt neben ihnen. Plötzlich wurde der Mann mit enormer Kraft weggestoßen.

Emily sank zu Boden und konnte kaum den Kopf heben, um Michael vor sich stehen zu sehen.

Als sie erkannte, dass er es wieder war, zitterte ihr Herz.

Michaels Gesichtsausdruck blieb unbewegt, aber seine Augen waren erfüllt von einer kalten, bedrückenden Intensität, der nur wenige standhalten konnten.

Allein durch seine Anwesenheit strahlte er eine einschüchternde Präsenz aus.

Der Mann rappelte sich fluchend auf. „Welcher blinde Bastard wagt es, mich anzufassen? Hast du einen Todeswunsch?“

Seine Worte erstarben in seiner Kehle, als er Michaels mörderischen Blick traf.

Diese Augen waren ohne Wärme, sahen ihn an, als wäre er nichts weiter als ein Insekt, das zerquetscht werden sollte.

Die Beine des Mannes gaben sofort nach. „Herr Wilson! I-Ich habe Sie nicht erkannt! Bitte verzeihen Sie meine Blindheit!“

Michael starrte ihn ausdruckslos an. „Du wagst es, das anzufassen, was mir gehört?“

Diese Worte explodierten in Emilys Ohren.

Michael nutzte seinen Einfluss, um sie zu schützen, und brandmarkte sie mit seinem Zeichen.

Die Augen des Mannes weiteten sich vor Angst. „Frau Harrison, Frau Harrison, ich habe einen Fehler gemacht! Ich war vorübergehend besessen – ich hatte keine Ahnung, dass Sie unter dem Schutz von Herrn Wilson stehen! Bitte, nur dieses eine Mal, verzeihen Sie mir!“

Emily wischte schwach das Blut aus ihren Augen und sah in das panische Gesicht des Mannes.

Der Kontrast war fast lächerlich – dasselbe Gesicht, das vor wenigen Momenten so viel Bosheit gezeigt hatte, zeigte nun nichts als Angst.

Und das alles wegen eines Satzes von Michael.

So groß war die Macht des Einflusses.

In dieser Stadt bedeutete schon die kleinste Verbindung zu Michael unantastbaren Status.

Konnte sie vielleicht auch auf Michael bauen?

Emily ballte die Faust und sagte kalt: „Geh und finde denjenigen, der dein Geld genommen hat. Ich will dich nie wiedersehen.“

Michael gab seinem Leibwächter einen Blick, und der Mann wurde prompt weggezerrt.

Mit der unmittelbaren Gefahr beseitigt, fühlte Emily, wie ihre restliche Kraft verdampfte. Die Welt vor ihr begann sich zu drehen und zu winden.

Sie brach nach vorne zusammen.

Statt des harten Aufpralls, den sie erwartet hatte, fiel sie in starke Arme, die schwach nach Zedernholz dufteten.

Michaels Schultern waren bemerkenswert breit, wie ein imposanter Berg, der sie vor allen Stürmen schützen konnte.

„Danke, Mr. Wilson“, brachte Emily mit großer Mühe hervor. Sie versuchte, sich zu stützen und aus seiner Umarmung zu lösen, aber sie war immer noch wackelig.

Michael zog seine Jacke aus und legte sie Emily über die Schultern, bevor er sie in seine Arme hob. „Ich bringe dich ins Krankenhaus.“

Emily wollte noch etwas sagen, aber die Dunkelheit verschlang ihr Bewusstsein.

Als Emily das nächste Mal erwachte, war es früher Morgen.

Sie starrte zur Decke und berührte vorsichtig die bandagierte Wunde an ihrer Stirn, ihr Geist noch etwas benommen.

Michael hatte sie nun schon zweimal gerettet.

Die Tür zum Krankenzimmer öffnete sich, und Michael trat in einem Hemd und einer Anzughose ein.

Emily bemerkte sofort die kleinen Blutflecken und Falten auf seinem Hemd, und ein absurder Gedanke kam ihr in den Sinn.

Hatte Michael die ganze Nacht bei ihr geblieben, ohne seine Kleidung zu wechseln?

Michael sah sie mit tiefen, unergründlichen Augen an. „Du bist wach. Fühlst du dich irgendwo unwohl? Ich lasse jemanden nach dir sehen.“

„Mir geht es schon viel besser. Danke, Mr. Wilson.“ Emilys Finger griffen leicht das Bettlaken.

„Wenn du gestern nicht aufgetaucht wärst...“ Sie hielt inne und sah Michael eindringlich an.

„Ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast. Wenn ich jemals etwas für dich tun kann, sag es einfach.“

Michael nickte beiläufig, scheinbar gleichgültig gegenüber ihrem Versprechen. „Ich habe Arbeit zu erledigen. Ruh dich aus. Die Arztrechnungen sind beglichen.“

Emily sprach ernsthaft: „Könnte ich deine Kontodaten oder Kontaktinformationen haben? Ich werde Geld verdienen und deine medizinischen Ausgaben bald zurückzahlen.“

Michael zog eine schwarze Visitenkarte mit goldener Prägung aus seiner Tasche. Er reichte sie Emily und sagte einfach: „Ich gehe.“

„In Ordnung.“

Im Bett sitzend, hielt Emily die Karte fest in der Hand.

Der Name „Michael Wilson“ schien seine persönliche Unterschrift zu sein – kraftvolle Striche mit entschlossenen Wendungen, genau wie der Mann selbst.

Nachdem sie die Karte weggelegt hatte, bemerkte Emily eine Jacke, die über einem nahegelegenen Stuhl hing – Michaels.

Der flüchtige Gedanke, den sie zuvor gehabt hatte, verfestigte sich nun zur Gewissheit.

An diesem Nachmittag erledigte Emily ihre Entlassungspapiere. Mit ihrer Stirnverletzung konnte sie für ein paar Tage nicht zu ihrem Job im Club zurückkehren.

Sie brachte die Jacke zur Reinigung und hielt dabei die Visitenkarte fest.

Nach kurzem Zögern tätigte sie einen Anruf. „Gavin, könntest du mir helfen, Michaels Aufenthaltsort herauszufinden?“

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