Kapitel 1 Kanarienvogel
Die schwarze Kapuze riss Victoria Chase die Sicht weg und stürzte sie in Dunkelheit.
Bevor sie reagieren konnte, wurde die Kapuze abgerissen und ein kräftiger Stoß brachte sie zum Stolpern.
„Rein da.“
Das grelle Licht stach in ihre Augen und verursachte Unbehagen.
Victoria schauderte unwillkürlich. Entführt? Warum sollten sie hinter einer bankrotten Erbin wie ihr her sein? Diese Typen mussten verrückt sein.
„Steh nicht nur da, zieh dich aus.“
Ohne Victoria eine Chance zu geben, die Situation zu erfassen, bellte eine ungeduldige Stimme aus der Ecke.
Dem Geräusch folgend, entdeckte Victoria einen Mann, der lässig auf einem einsamen Sofa am Fenster lag.
Er trug ein schlichtes weißes Hemd, das lässig aufgeknöpft war und seine Brustmuskeln hervorblitzen ließ. Die Beine übereinandergeschlagen, die Augen geschlossen, als ob er ein Nickerchen machte.
Als er Victorias Zögern bemerkte, nahm der Ton des Mannes einen bedrohlichen Unterton an: „Beeil dich, ich habe keine Zeit für Frauen, die trödeln.“
Er betonte das Wort „Frauen“.
Es war klar, dass dies keine typische Entführung war.
Von ihrem Standpunkt aus konnte Victoria das Gesicht des Mannes nicht deutlich erkennen, sie sah nur einen flüchtigen Blick auf seine gerade Nase und eine Narbe nahe seiner Augenbraue.
Er kam ihr seltsam bekannt vor.
„Du...“ Victoria zitterte und fasste den Mut zu fragen: „Wer bist du? Wo bin ich?“
Der Mann bewegte sich, seine Narbe verzerrte sich mit seinem Stirnrunzeln und verlieh ihm eine bedrohliche Ausstrahlung.
„Also, du hast keine Ahnung“, bemerkte er.
„Keine Ahnung von was?“ Victorias Stimme spannte sich an.
Der Mann hob langsam den Kopf.
Das schwindende Sonnenlicht warf Schatten auf sein Gesicht und betonte seine markanten Züge.
Victoria erkannte ihn endlich.
Nathaniel Cross!
Der Kopf hinter der Genesis Corporation, Nathaniel!
Ihre Augen weiteten sich vor Schock.
Es war allgemein bekannt, dass die Genesis Corporation ihre Finger in allem hatte. Genauer gesagt, Nathaniel kontrollierte die dunkle Seite.
Eine Pistole war an seiner Hüfte befestigt.
„Xavier hat wirklich Mist gebaut“, knurrte Nathaniels Stimme, die Gefahr ausstrahlte.
Xavier Cole?
Was hatte ihr intrigantes Exemplar damit zu tun? Victoria war noch verwirrter.
„Komm her.“
Offensichtlich war Nathaniel nicht der Typ, der um den heißen Brei herumredete. Er erteilte Befehle von seinem hohen Ross.
Victoria klammerte sich an ihren dünnen Kragen und machte instinktiv einen Schritt zurück vor Angst.
Sie starrte Nathaniel entsetzt an.
„Meine Geduld ist am Ende! Das ist deine einzige Chance“, fügte er langsam hinzu, „die Familie Chase zu retten.“
Bisher hatte Victoria ihn nur ein paar Mal in den Nachrichten gesehen, wo er grimmig und furchterregend wirkte. Er war der Untergrundkaiser der ganzen Stadt.
In diesem Moment war sein Blick auf Victoria gerichtet wie der eines hungrigen Wolfs, der seine Beute fixiert.
„Du kannst die Familie Chase retten?“
Victorias ängstlicher Ausdruck milderte sich, ein Hoffnungsschimmer ersetzte ihre Angst.
Seit das Unternehmen in Schwierigkeiten geraten war, befand sich die Familie Chase im freien Fall, und ihr Vater David Chase sah einer möglichen Gefängnisstrafe entgegen.
Victoria konnte nicht darüber nachdenken, wie sie in Nathaniels Villa gelandet war. Ihr Fokus lag darauf, die Familie zu retten.
„Du hörst dich wohl gern reden!“ Nathaniels seltene Geduld war am Ende.
Wirklich, wenn jemand die Familie Chase jetzt retten konnte, dann war es nur Nathaniel.
„Ich zwinge keine Frauen.“
Nathaniel griff nach einer Zigarre auf dem Tisch.
Mit einem scharfen Schnappen flackerte das Feuerzeug auf, was Victoria erschaudern ließ, als hätte eine Flamme ihre Seele berührt.
„Komm her oder geh. Niemand wird dir im Weg stehen, und die Ereignisse von heute werden ausgelöscht. Aber... ich kann nicht versprechen, was als Nächstes kommt.“
Nathaniel schien gelassen, gab Victoria die Wahl, aber in Wirklichkeit setzte er sie subtil unter Druck.
Victorias Hand zitterte, als sie ihren Kragen umklammerte, ihr Blick war fest auf Nathaniel gerichtet, ohne zu blinzeln.
Die Spitze der Zigarre glühte mit einem tiefroten Funken, während Rauchschwaden aus Nathaniels Lippen kräuselten.
Er sah Victoria durch den Rauch hindurch an.
Ein Kampf tobte in Victoria. Erwachsene sprechen nie klar; es gab einfach zwei Möglichkeiten.
„Auf ihn zugehen, den Deal abschließen.“
Sie hatte jetzt nichts mehr anzubieten außer ihrer Jugend, Schönheit und ihrem lebhaften Geist.
Abwenden, und die Familie Chase wäre endgültig dem Untergang geweiht.
Es schien, als hätte sie eine Wahl, doch in Wirklichkeit war sie in die Enge getrieben.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich das Glück hätte, Mr. Cross' Aufmerksamkeit zu erregen“, erzwang sich Victoria ein Lächeln, während ihre Finger am Kragen zerrten und fast die Knöpfe sprengten.
Zitternd rückte sie näher an Nathaniel heran.
„Es gibt vieles, was du nicht bedacht hast“, bemerkte Nathaniel, hob seine Zigarre und lehnte sich entspannt zurück, um Victoria zu bewundern.
Ihr luftiges Kleid war offen und enthüllte ihre schlanke Figur.
Victoria lächelte, ein Hauch von Verführung in ihrem eisigen Blick.
„Mr. Cross, da wir einen Deal abschließen, sollten wir die Bedingungen von Anfang an klären.“
„Oh?“ Nathaniels Ausdruck zeigte einen Hauch von Verachtung, aber auch Interesse. „Na, na.“
„Na, na?“ Victoria schluckte nervös, unsicher, was Nathaniel meinte.
Es war tatsächlich ein kühner Schritt für eine Frau, mit dem Chef der Genesis Corporation über Bedingungen zu verhandeln.
„Gibt es Bedingungen, die du vorschlagen kannst, die ich nicht erfüllen kann?“ Nathaniel sprach ruhig, aber mit der gebieterischen Präsenz eines Herrschers.
Victoria erstickte fast, die Frechheit!
Dieser Mann war zu selbstbewusst!
Aber es schien, als hätte er die Macht, so zu sein.
Was gab es zu besprechen? Sie musste einfach nachgeben. Solange sie ihn zufriedenstellte, konnte sie haben, was sie wollte.
Victoria fehlten die Worte.
Nathaniel beobachtete, wie Victoria näher kam, hob den Blick und musterte sie leise.
Victoria war einst eine Erbin, jetzt kämpfte sie darum, seine Gunst zu gewinnen, unsicher über ihren nächsten Schritt.
Nathaniel schien ihre Unsicherheit zu spüren, entkreuzte die Beine und lehnte sich leicht vor, um sich dann wieder zurückzulehnen.
„Knie nieder.“
Demütigung durchströmte Victoria, ihre Fäuste ballten sich unwillkürlich.
Es schien, als erfordere die Rolle eines Kanarienvogels eine Fähigkeit, die ihr eindeutig fehlte.
Nathaniel lachte leise, ein Hauch von Amüsement in der Falte zwischen seinen Brauen. „Da du hier bist, um einen Deal zu machen, lass die Überheblichkeit fallen. Sei ehrlich, und vielleicht werde ich mehr Respekt vor dir haben.“
Innerhalb weniger Momente bildeten sich Schweißperlen auf Victorias Stirn.
Sie atmete tief durch, sammelte ihren Mut und kniete nieder, griff nach Nathaniels Gürtel.
„Mit deinem Mund.“
Ihre Bewegung wurde von seinem eisigen Ton gestoppt.
Eine Welle von Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit überkam sie, Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Wenn du weinen willst, geh jetzt. Ich habe klar gemacht, dass ich es nicht mag, Frauen zu zwingen.“
Diesmal triefte Nathaniels Ton vor Verachtung.
Victoria biss sich fest auf die Lippe, der Schmerz half, ihre melodramatischen Emotionen zu unterdrücken.
Sie hob ihr trotziges Gesicht, zwang sich zu einem Lächeln.
„Entschuldigen Sie, Mr. Cross. Es wird nicht wieder vorkommen.“
Victoria erinnerte sich daran, vor jemandem, der gleichgültig war, keine Tränen zu vergießen, da dies nur Spott und Verachtung einbringen würde.
Sie beugte sich zu seinem prall gefüllten Schritt und nutzte ihren Mund, um den Reißverschluss zu öffnen.
Sie schluckte und liebkoste weiter, bis ihr Mund taub und müde wurde und Nathaniels Entladung über ihre Lippen floss.
Die Sonne war längst untergegangen und warf ein schwaches Licht auf Nathaniel, der Victoria weiterhin beobachtete.
Sein Ausdruck blieb undurchschaubar, was Victoria unsicher machte, ob ihre Bemühungen diesen launischen Tyrannen zufrieden gestellt hatten.
„Mr. Cross...“
Victorias Stimme war angespannt.
Nathaniel erhob sich, richtete seine Kleidung und bemerkte beiläufig: „Du brauchst mehr Übung.“
Panik ergriff Victoria. Was meinte er? Wollte er sich zurückziehen?
Offensichtlich war es ein Fehler gewesen, die Bedingungen nicht vorher zu klären!
Sie wagte es nicht, weiter zu fragen, sondern starrte ihn nur unverwandt an.
„Steh auf.“ Nathaniel lachte über ihren Ausdruck, sein Blick wurde weicher, als wäre sie ein Haustier. „Ich werde dir in Zukunft mehr Training geben.“
Victoria atmete erleichtert auf, ihr Herz beruhigte sich.
Als sie seine Andeutung begriff, wurde ihr Gesicht so rot wie eine Rübe.
