Kapitel 2 Wiedersehen
Lily antwortete ruhig: „Nein.“
Selbst als sie einschliefen, fluchte Olivia immer noch auf David: „Was war damals sein Problem? Ein schlechter Mann, der weder Verantwortung annahm noch ablehnte. Kann ich zu deinem Klassentreffen kommen? Ich möchte ihm von Chase erzählen, von Angesicht zu Angesicht. Du solltest das nicht alles allein tragen.“
Olivia war immer nach außen hin hart, aber im Inneren weich. Sie wusste, dass sie die Welt nicht über Chase informieren konnten; das würde für Lily ein riesiger Schlag sein und all die schmerzhaften Erinnerungen zurückbringen.
„Übrigens, was ist los mit dir und Joshua? Ich dachte, es sei nur für Publicity. Warum seid ihr zusammen in einer Dating-Show?“
Als sie noch unbekannt in der Unterhaltungsbranche waren, teilte Joshuas Großmutter ein Krankenzimmer mit Chase. Joshua hatte keine Zeit, sich um seine Großmutter zu kümmern, also half Lily aus, da sie dachte, es sei nicht anders, als sich um eine weitere Person zu kümmern. Sie waren sich nahe gekommen, und nun spielten sie für die Kameras ein Paar, um Aufmerksamkeit zu erregen. Privat hatten sie eine intimere Beziehung zueinander als gewöhnliche Verwandte.
Sie plauderten bis spät in die Nacht. Als Lily aufwachte, rief ihr Manager sie ins Büro im Summit Plaza. Als sie hereinkam, näherte sich ihr Kollege Elizabeth Perez, die genervt aussah.
„Lily, Frau Garcia möchte dich in ihrem Büro sehen.“
Als Lily eintrat, war Ella Garcia am Telefon. Als Top-Managerin hatte sie Lily von nichts zu etwas gemacht. Nach einer halben Stunde legte sie auf und sah Lily aufgeregt an.
„Dein großer Durchbruch ist da! All unsere harte Arbeit zahlt sich aus. Nächste Woche wirst du die Chance haben, mit dem renommierten internationalen Model Mia die Bühne zu teilen. Heute Abend organisiere ich ein Treffen, damit du sie kennenlernen kannst!“
„Mach dir keine Sorgen, ich werde dafür sorgen, dass jemand bei Chase ist. Als ich herausfand, dass du einen Sohn hast, war ich auch schockiert.“
Schließlich sah Lily mit ihrem jugendlichen, strahlenden Gesicht und ihrer eleganten Haltung aus, als hätte sie gerade das College abgeschlossen, nicht wie jemand mit einem Kind.
„Frau Garcia, ich...“ Schon bei dem Gedanken an diesen Namen zitterte sie. In wenigen Jahren würde sie Mia wiedersehen?
Lily bekam selten solche Gelegenheiten, und obwohl sie sich innerlich verängstigt und angewidert fühlte, wusste sie nicht, wie sie Ella absagen sollte.
Das Hotel war perfekt vorbereitet, und der Raum summte vor dem Klirren von Gläsern und lebhaftem Geplauder. Der Kristallleuchter an der Decke war so hell, dass Lily kaum die Augen offen halten konnte. Sie trank immer wieder Wasser, um ihre Nerven zu beruhigen.
Heute waren viele Leute hier, und auch Joshua war eingeladen worden, um Spaß zu haben. Ella stand früh an der Tür und wartete auf Mias Ankunft.
Die Spannung lastete schwer auf Lily, sodass sie sich benommen fühlte. Plötzlich begann die Menge um sie herum zu murmeln, und alle drehten sich zum Eingang. Joshua reckte den Hals und winkte dann zu ihr: „Sie ist da! Schau, es ist Mia. Sie hat die perfekte Figur!“
Als Lily sitzen blieb, wurde Ella unruhig und reichte ihr schnell ein Glas Rotwein, drängend: „Sie ist eine Seniorin, du musst Respekt zeigen.“
Ella zog Lily nach vorne, wo die Szene chaotisch war. Lilys Ausdruck war benommen, und im Durcheinander stieß jemand gegen ihren Arm, der das Weinglas hielt. Die dunkelrote Flüssigkeit verschüttete sich über ihr grünes Kleid und tropfte von ihrer Brust herunter.
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Lilys Gedanken waren leer, und sie starrte auf die Weinflecken auf ihrem Kleid, unfähig zu reagieren.
Zum dritten Mal hatte sie sich vor Mia blamiert...
Mia sah die Szene und kicherte, was Lily noch hoffnungsloser machte, ihre Augen füllten sich mit unterdrückten Tränen.
Als Mia näher kam, verstummte der Raum. Das Geplauder und die aufgeregten Rufe von früher verschwanden sofort.
Sie war so strahlend wie eh und je, zog anmutig alle Aufmerksamkeit von dem Lärm um sie herum ab. Ihr langes Satinkleid schimmerte wie Mondlicht und betonte ihre glatte, fast durchscheinende Haut. Ihr Haar fiel wie ein Wasserfall, locker gebunden, mit ein paar Strähnen, die über ihre Schultern fielen.
Mias Schönheit war rein und unberührt, so fern, dass man den Atem anhielt, wie etwas, das im Himmel schwebte, nur zum Bewundern, niemals zum Entweihen.
Ella fühlte sich etwas unbehaglich und sprach schnell: „Lily war ein bisschen ungeschickt, Frau Wilson, bitte nehmen Sie es ihr nicht übel. Aber nach Ihrer Reaktion zu urteilen, kennen Sie sie?“
