Wir haben uns geküsst.

Guten Abend, meine Éloise.

Mein Atem stockte.

Meine? Seine? Wie konnte ich seine sein? Was geschah hier, und warum fühlte ich mich so heiß?

Langsam drehte ich mich um, mein Puls dröhnte in meinen Ohren. Damien stand dort, im Mondlicht gebadet, sein dunkles Haar zerzaust, seine scharfen Augen glitzerten mit etwas Unlesbarem. Nein, nicht unlesbar, unbestreitbar.

Ich schluckte schwer. „Warum hast du mich so genannt?“

Er trat näher, bedächtig, unbeeilt. Die Luft zwischen uns wurde dick, aufgeladen. Er roch nach etwas Dunklem und Suchtmachendem, Zedernholz, Gewürzen und Gefahr. Er atmete tief ein, sein Blick wich nicht von meinem.

„Du riechst... anders als die anderen,“ murmelte er, seine Stimme samtig über Stahl. Seine Finger strichen über mein Handgelenk, kaum eine Berührung, und doch schickte es ein Flammenmeer durch meine Adern. „Wie Rosen nach dem Regen.“

Ich schauderte. „Du, du solltest so etwas nicht sagen.“

Er neigte den Kopf, seine Lippen verzogen sich leicht. „Warum nicht?“ Seine Stimme senkte sich, ein Flüstern nur für mich. „Macht es dich nervös, meine Éloise?“

Seine Finger glitten über meinen Arm, die Berührung so leicht, dass sie sich wie ein Flüstern auf meiner Haut anfühlte. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nicht atmen.

„Du zitterst,“ stellte er amüsiert fest, als könnte er das Pochen meines Herzens hören.

Ich zwang mich zu atmen, mein Hals war wie zugeschnürt. „Ich sollte zurück ins Haus gehen.“

Er atmete langsam, absichtlich aus. „Du könntest...“ Seine Lippen strichen über die Muschel meines Ohrs, kein Kuss, nur die Wärme seines Atems. „Oder du könntest bleiben.“

Seine Worte umschlangen mich, eine langsame Intoxikation, sein Duft, seine Stimme, seine Präsenz verschmolzen mit meinen Sinnen.

Ich sollte gehen. Ich sollte definitiv gehen.

Aber ich tat es nicht.

Er fühlte sich anders an als Shallow.

Mein Mann war nie so sanft.

Shallow nahm. Er beanspruchte. Seine Berührung war verletzend, besitzergreifend, eine ständige Erinnerung daran, dass ich ihm gehörte. Aber Damien... er berührte mich kaum, und doch fühlte ich ihn überall.

Seine Finger verweilten an meinem Handgelenk, zeichneten langsame, federleichte Kreise über meine Haut. Es war nicht fordernd, nicht verlangend, nur da, wie eine Frage, auf die ich keine Antwort wusste.

„Du bist still, meine Éloise,“ murmelte er, seine Stimme glatt wie Seide, doch mit etwas Tieferem unterlegt. Etwas Gefährlichem.

Ich schluckte, mein Hals plötzlich trocken. „Ich sollte gehen.“

Damien hielt mich nicht auf. Er packte nicht meinen Arm oder zog mich zurück. Er neigte nur den Kopf und sah mich an, wie ein Raubtier etwas Zerbrechliches und doch Faszinierendes beobachtet.

„Dann geh,“ sagte er, aber seine Stimme wurde tiefer, durchzogen von etwas Wissendem. „Aber wenn du bleibst... werde ich sehr, sehr gut zu dir sein.“

Hitze breitete sich in meinem Bauch aus.

Das war nicht richtig. Ich war verheiratet. Mit seinem Onkel!

Aber meine Füße weigerten sich zu bewegen. Und als er sich vorbeugte und tief einatmete, als wolle er meinen Duft einprägen, erkannte ich etwas Erschreckendes,

Ich wollte nicht gehen. Ich blieb.

„Braves Mädchen,“ murmelte er und strich eine lose Haarsträhne hinter mein Ohr.

Seine Berührung war langsam, bedächtig, als würde er den Moment genießen, mich genießen. Die Spitze seines Zeigefingers strich leicht über meine Kieferlinie, wie ein Flüstern, und mein Atem stockte. Meine Augen flatterten zu, überwältigt von der Empfindung, doch dann drückte seine Hand sanft gegen meinen Hals.

Ich schnappte nach Luft, meine Augen rissen sich auf, und ich traf seinen Blick.

Damien sah mich an, als wäre ich etwas Kostbares. Ein Juwel. Ein Preis. Seine Augen waren nicht nur dunkel, sie suchten, tranken mich in sich auf, als wollten sie diesen Moment in ihr Gedächtnis einmeißeln.

„Du bist wunderschön,“ sagte er, seine Stimme weicher, als ich erwartet hatte.

Ein Schauer lief mir über den Rücken, weil er es ernst meinte. Da war etwas Rohes in seiner Stimme, etwas Verletzliches. Kein Spruch. Kein Flirt. Nur die Wahrheit.

„Damien…“, hauchte ich, hilflos unter dem Gewicht seines Blickes.

Ich sollte mich zurückziehen. Ich sollte das beenden. Doch bevor ich denken konnte, bevor ich es kommen sah, waren seine Lippen auf meinen.

Und ich war verloren.

In dem Moment, als Damiens Lippen meine berührten, hörte die Welt um mich herum auf zu existieren.

Es war nicht hastig. Es war nicht fordernd. Es war langsam, bedacht, als würde er den Geschmack von mir, das Gefühl von mir genießen. Seine Lippen bewegten sich gegen meine auf eine Weise, die mich… geschätzt fühlen ließ. Als hätte er darauf gewartet, sich danach gesehnt, als wäre ich etwas Kostbares in seinen Händen.

Seine Hand ruhte an meiner Taille, die Finger gespreizt, warm und fest, zog mich näher. Die andere umfasste meinen Nacken, sein Daumen strich sanft über meinen Kiefer, neigte meinen Kopf gerade so weit, dass er den Kuss vertiefen konnte. Und als er es tat, Gott, ich fühlte alles.

Der erste langsame Strich seiner Zunge gegen meine war pure Elektrizität, eine stumme Konversation, von der ich nie wusste, dass sie möglich war. Er sprach zu mir, nicht mit Worten, sondern mit der Art, wie er meinen Mund erkundete, wie er mich zwischen jedem Kuss einatmete. Es war, als würde er mich kennen. Als hätte er mich vermisst.

Sein Körper drückte sich gegen meinen, fest und unnachgiebig, ließ mich gegen ihn schmelzen. Meine Hände fanden fast instinktiv ihren Weg zu seiner Brust, die Fingerspitzen zeichneten die harten Muskeln unter seinem Hemd nach. Und als sich meine Finger in ihn krallten, zitterte er, als würde meine Berührung ihn genauso beeinflussen.

Ich wusste nicht, dass ein Kuss sich so… erfüllt anfühlen konnte. Voller Emotionen, voller Sehnsucht, voller Dinge, die ich nicht benennen konnte, aber mit jedem Streifen seiner Lippen fühlte. Er küsste mich, als wäre ich das Einzige auf der Welt, das zählte. Als hätte er alle Zeit der Welt, mich zu entwirren.

Und ich ließ es zu.

Wir küssten uns.

Wie aus einem Traum erwachend, spürte ich die Wärme seiner Lippen von meinen weichen, und meine Augen öffneten sich.

Damiens Blick war intensiv, suchend, als wollte er sich jedes Detail meines Gesichts einprägen. Meine Wangen brannten, ein sanftes Erröten kroch über meine Haut, aber das gedämpfte Licht verbarg meine Verlegenheit.

Bevor ich denken konnte, bevor ich atmen konnte, lehnte er sich wieder vor und drückte den sanftesten, zartesten Kuss auf meine Lippen, so flüchtig und doch so verwirrend, dass ich es kaum verstand.

Seine Finger an meiner Taille verstärkten den Griff, nicht kraftvoll, nur fest, erdend. Mein Körper spannte sich unter dem Druck an, und bevor ich es verhindern konnte, entwich ein Wimmern meinen Lippen.

Damien runzelte sofort die Stirn. „Geht es dir gut?“ Seine Stimme war leise, besorgt.

Nein.

Ich konnte es ihm nicht zeigen.

Ich konnte es ihn nicht wissen lassen.

Ich machte einen vorsichtigen Schritt zurück, mein Puls hämmerte in meinen Ohren. Mein Körper schmerzte, nicht von seiner Berührung, sondern von den blauen Flecken, die sein Onkel mir zugefügt hatte.

Ich schüttelte schnell den Kopf. „Mir geht’s gut“, flüsterte ich und zwang ein kleines, zittriges Lächeln.

Damien widersetzte sich nicht, als ich mich entfernte, seine Hände fielen mühelos von mir ab. Keine Gewalt. Keine Wut. Nur… Beobachtung.

Aber ich fühlte es, das Brennen hinter meinen Augen, das schreckliche Engegefühl in meiner Kehle. Ich darf nicht weinen. Nicht hier. Nicht vor ihm.

Ich sog scharf die Luft ein, zwang mich, mich zusammenzureißen, und drehte mich weg. „Entschuldigen Sie mich“, murmelte ich, meine Stimme kaum stabil.

Dann ging ich weg.

„Mon Éloise!“ Damiens Stimme folgte mir, gesäumt von etwas, das ich nicht einordnen konnte.

Ich ignorierte es. Ignorierte ihn.

Und ohne zurückzuschauen, eilte ich die Treppe hinunter, blinzelte schnell, um die Tränen zurückzuhalten.

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