Kapitel 3

Im Inneren des Autos begann die Droge zu wirken.

Eine Hitzewelle stieg tief aus Dianas Körper auf, während ihr Bewusstsein allmählich verschwamm. Sie spürte ein namenloses Feuer in sich auflodern, das langsam durch jedes Glied und jede Ader brannte. Ihr wurde immer heißer; die Hitze ließ sie austrocknen, ihr ganzer Körper brannte.

Etwas stimmte nicht.

Dianas Augen rissen auf. Als medizinisches Wunderkind kannte sie jede subtile Veränderung in ihrem Körper genau. Offensichtlich war diese "neue Droge", von der Wade gesprochen hatte, nicht so harmlos, wie er behauptet hatte!

Was versuchten sie zu erreichen? Wollten sie, dass sie sich in ihrer Hochzeitsnacht blamierte und die Familie Russell vollständig beleidigte?

Die Hitzewellen wurden immer heftiger und drohten, ihre Rationalität zu verschlingen. Sie zwang sich durch die Hochzeitszeremonie – eine Farce ohne Bräutigam.

Die Blicke der Gäste waren voller Mitgefühl, Mitleid und unverhohlener Schadenfreude.

„Also, das ist die Ersatzbraut? Sie ist hübsch, was für eine Schande, dass sie mit einem Pflegefall verheiratet wird.“

„Ich habe gehört, dass Rupert Russell am Ende ist. Die Familie York muss verzweifelt nach Geld sein, um ihre Tochter in dieses Höllenloch zu schicken.“

„Welche Tochter? Ich habe gehört, sie wurde irgendwo in der Provinz gefunden – die Unerwünschte. Sonst hätten sie ihr diese 'Gelegenheit' nicht gegeben.“

Das derzeitige Oberhaupt der Familie Russell, Ruperts Onkel Cruz Russell, behielt während der ganzen Zeremonie einen ernsten Gesichtsausdruck, scheinbar gleichgültig gegenüber der Hochzeit.

Nach der Teezeremonie nutzte Diana ihre letzte Kraft, um die Tür zur Brautkammer aufzustoßen. Sie schlug sie zu, um alles außerhalb auszuschließen.

Der Raum war dunkel, schwere Vorhänge blockierten das Abendlicht.

Die Droge entfaltete ihre volle Wirkung. Dianas Sicht verschwamm vollständig, alles vor ihr verdoppelte sich. Ihr Körper brannte heiß, schmolz wie Wachs. Nur noch instinktiv stützte sie sich an der Wand ab und taumelte vorwärts.

Durch ihren trüben Blick erkannte sie eine große, imposante Silhouette. Ein Mann stand neben dem Bett und strahlte eine intensive Kälte aus.

War es eine Halluzination? Diese eisige Kälte war jetzt eine tödliche Versuchung für sie – und ihr einziges Gegenmittel.

Die Hitzewellen in ihr wurden stärker, ihre Rationalität war fast vollständig verzehrt. Sie konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Ihr Körper wurde schlaff, ihre Hand glitt von der Wand. Mit ihrer letzten Kraft warf sie sich auf die verschwommene Gestalt.

Mit einem dumpfen Aufprall stürzte Diana in eine feste, kalte Umarmung. Der große Körper des Mannes rührte sich nicht, aber die eisige Aura um ihn herum – wie der Gipfel eines schneebedeckten Berges – umhüllte sie sofort.

Diana, wie ein sterbender Fisch, der Wasser findet, konnte nicht anders, als einen zufriedenen Seufzer auszustoßen. Ihr ganzer Körper drückte sich an ihn, ihre Arme umschlangen unwillkürlich seinen Hals.

„Du bist die Braut aus der Familie York?“ Die Stimme des Mannes war heiser und trug eine knochenkühle Kälte in sich.

Seine eisige Präsenz war in diesem Moment Dianas einzige Rettung. Sie hörte kaum, was er sagte – ihr benebelter Geist fixierte sich auf einen einzigen Gedanken: sich an dieses Eis zu klammern.

Sie drückte sich näher an ihn, ihre Hände kletterten ruhelos an seinem makellosen Anzug hoch, ihre Finger suchten nach den Knöpfen seines Hemdes, verzweifelt bemüht, mehr von seiner kühlenden Präsenz aufzunehmen.

Ihre kleinen Hände griffen nach seinem Kragen, während Diana sich ungestüm noch näher bewegte und gierig die Kälte aufnahm, die das Feuer in ihr löschen konnte.

Sie neigte den Kopf nach oben und presste instinktiv ihre brennenden Lippen auf seine.

Der Körper des Mannes spannte sich plötzlich an. Er packte ihre Handgelenke mit solcher Kraft, dass er ihr beinahe die Knochen zerquetschte. In einem schwindelerregenden Moment spürte sie, wie sie vom Boden gehoben und von einer unwiderstehlichen Kraft fortgetragen wurde.

Diana wurde in einen noch kälteren Raum gebracht.

Eiskaltes Wasser strömte über ihren Kopf und riss sie gewaltsam in einen Zustand teilweiser Bewusstheit zurück. Ihre Rationalität kehrte vollständig zurück, während sie den stechenden Schmerz in ihrer Brust und die Kälte, die ihren Körper umhüllte, spürte.

Diana stützte sich unbeholfen gegen die kalte Wand, wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und kämpfte darum, ihre Augen zu öffnen. Ihr Blick klärte sich allmählich von verschwommen zu scharf.

Vor ihr war ein Gesicht, so schön, dass es fast aggressiv wirkte. Eine hohe Nasenbrücke, dünne, zusammengepresste Lippen, Züge wie ein Meisterwerk, das von Göttern gemeißelt wurde. Doch diese bodenlosen Augen wirbelten vor Kälte und einem Misstrauen, das sie nicht begreifen konnte.

Diese Gestalt und die gebieterische Präsenz waren unverkennbar der "Eisberg" von zuvor. Dies war keine Halluzination.

Aber wer war dieser Mann? Ihr neuer Ehemann, Rupert Russell, sollte doch im Bett liegen – ein Wachkomapatient, der sich nicht bewegen konnte. Doch dieser Mann stand nicht nur vor ihr, sondern hatte sie auch in eine Badewanne geworfen.

Der Plan der Familie York kristallisierte sich vor ihren Augen. Idris, Dash – sie hatten gut kalkuliert. Dieses Medikament ahmte nicht nur Herzversagensymptome nach, sondern war auch darauf ausgelegt, sie an ihrer Hochzeitsnacht beschämend handeln zu lassen, die Familie Russell gründlich zu verärgern und sie ohne Zuflucht dastehen zu lassen.

So konnten sie berechtigterweise das gesamte Brautgeld beanspruchen, und sie – nachdem sie die Familienabfindungsvereinbarung unterschrieben hatte – würde ohne Regress sterben.

Ein wahrhaft raffinierter Plan.

"In deiner Hochzeitsnacht bist du so verzweifelt, einen anderen Mann zu finden? Wie ehrt das deinen sterbenden Ehemann?" Die tiefe Stimme des Mannes hallte im geräumigen Badezimmer wider, mit einem Hauch von Amüsement und unverhohlener Verachtung.

Dianas Verstand klärte sich endlich vollständig. Anstatt Verlegenheit zu zeigen, dass sie ertappt worden war, verzog sie ihre Lippen zu einem verführerischen Lächeln.

"Und wer könnten Sie sein?" Diana hob ihre Hand und streckte einen schlanken Finger aus, um leicht seine wohlgeformte Brust zu berühren. "In diesem riesigen Brautgemach sollte es außer mir, der Braut, nur einen 'fast weg' vegetativen Ehemann geben, nicht wahr?"

Diana hob ihre tropfnasse Hand und griff nach seiner Krawatte, zog sie nach unten. Sie neigte ihren Kopf, lehnte sich zu seinem Ohr, ihr warmer Atem streifte sein Ohrläppchen, ihre Stimme so sanft wie ein Liebesflüstern.

"Oder vielleicht... sind Sie eine 'Überraschung', arrangiert von meinen lieben Brüdern, aus Angst, ich würde nicht schnell genug sterben? Nun, ich nehme, was kommt."

Damit presste Diana ihre Lippen direkt auf seine.

Als sich ihre Lippen berührten, ignorierte sie die gefährlichen Emotionen, die in seinen Augen wirbelten. Kurz bevor er reagieren konnte, stützte sie ihren anderen Ellbogen gegen den Rand der Badewanne und schwang sich anmutig hinaus. Die Bewegung war flüssig, ohne einen Moment des Zögerns.

Diana stand außerhalb der Wanne, blickte auf den Mann, den sie gerade ausgetrickst hatte, ihr Gesicht trug ein siegreiches Lächeln.

Drehen, schließen, abschließen – ein scharfes Klicken trennte ihre beiden Welten.

Lass den Mann im Badezimmer über den Preis nachdenken, ein Eindringling zu sein.

Sie drehte sich um und verließ das Brautgemach. Obwohl das kalte Wasser die meisten Wirkungen des Medikaments unterdrückt hatte, strömten noch Reste durch ihren Körper.

Diana wollte den Butler finden und ihren Koffer holen – der kleine medizinische Roboter darin könnte sich als nützlich erweisen. Nur durch die vollständige Reinigung des Medikaments aus ihrem System könnte sie wirklich sicher sein.

Doch kaum trat sie hinaus, begegnete sie Rupert Russells Stiefmutter – ihrer Schwiegermutter – Alvina Russell, deren Kleidung leicht zerzaust war.

Als sie Diana sah, zog sie missbilligend die Stirn kraus. "Wie rücksichtslos! Wo glaubst du, gehst du hin? Du sollst dich jetzt um Rupert kümmern."

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