Kapitel VII: Die Braut

Als Isabella langsam die Augen öffnete, spürte sie den dumpfen Schmerz ihrer Bestrafung, der sich durch ihren Körper zog. Sie befand sich in Alicents privaten Gemächern. Alicent begrüßte sie mit einem mitfühlenden Lächeln und reichte ihr ein Fläschchen mit einem beruhigenden Trank, um ihre Schmerzen zu lindern.

"Hier, nimm das," sagte Alicent sanft und hielt ihr das Fläschchen hin. "Es sollte gegen die Schmerzen helfen."

Dankbar nahm Isabella den Trank an und schluckte ihn mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck hinunter, während sie versuchte, sich aufzusetzen. "Danke," murmelte sie heiser vom Weinen.

Alicents Gesichtsausdruck wurde besorgt, als sie sich neben sie setzte. "Ich habe dich hierher gebracht, damit diese Biester dich in Ruhe lassen. Was ist passiert?" fragte sie mitfühlend.

Mit schwerem Herzen erzählte Isabella die Ereignisse des Tages, von ihrem Erwachen in der großen Halle bis zur Bestrafung in den Gemächern des Königs. "Er... er hat mich bestraft," flüsterte sie, ihre Stimme zitterte vor Emotionen. "Weil ich ihm nicht gehorcht habe."

Alicents Augen weiteten sich vor Schock, und sie griff nach Isabellas Hand als Zeichen der Solidarität. "Es tut mir so leid," murmelte sie voller Bedauern. "Ich wünschte, ich wäre hier gewesen, um dir zu helfen."

Verwirrung legte sich über Isabellas Gesicht, als sie Alicent ansah. "Aber warum kümmerst du dich um mich?" fragte sie ungläubig. "Du bist eine der bevorzugten Konkubinen des Königs. Warum solltest du mir helfen? Keine der anderen Mädchen kümmert sich..."

Alicent seufzte und senkte den Blick auf ihre Hände in ihrem Schoß. "Es stimmt, dass ich hier einen hohen Status habe," gab sie leise zu. "Aber ich schlafe nicht mit dem König. Ich bin nur hier als Teil einer Vereinbarung zwischen ihm und meinem Vater, um mich während des Krieges zu schützen."

Isabellas Augen weiteten sich vor Verständnis, als Alicent fortfuhr. "Jetzt, da der Krieg vorbei ist, plant der König, mich mit einem seiner Beamten zu verheiraten," erklärte sie traurig. "Aber bis dahin warte ich einfach nur."

Als das Gewicht von Alicents Worten auf ihnen lastete, fühlte Isabella eine Welle der Solidarität über sich kommen. Trotz ihrer unterschiedlichen Umstände waren sie beide auf ihre Weise Gefangene, gebunden an die Launen eines Tyrannen, der ihr Schicksal in seinen Händen hielt.

Isabellas Neugier war geweckt, und sie konnte nicht anders, als Alicent nach den inneren Abläufen des Harems zu fragen. "Wie funktioniert hier alles? Wirklich..." fragte sie neugierig.

Alicents Gesichtsausdruck wurde ernst, als sie über ihre Antwort nachdachte. "Es ist... kompliziert," gab sie zu, ihre Stimme unsicher. "Die Dynamik im Harem ist undurchsichtig, um es milde auszudrücken."

Isabella runzelte die Stirn, ihre Neugier wuchs nur noch stärker. "Aber ich habe gehört, dass der König alle Mädchen hier genommen hat," bemerkte sie ungläubig. "Doch es wurden bisher keine Erben geboren."

Alicent nickte, ein besorgter Ausdruck auf ihrem Gesicht. "Das stimmt," bestätigte sie. "Trotz seiner angeblichen Affären wurden keine Kinder aus den Verbindungen des Königs mit den Konkubinen geboren."

Als sie sprachen, lenkte die Erwähnung von Dara, der bevorzugten Konkubine, Isabellas Aufmerksamkeit. "Wer ist Dara?" fragte sie neugierig.

Alicents Lippen verzogen sich zu einem sarkastischen Lächeln. "Dara ist die Lieblingskonkubine," erklärte sie mit einem Hauch von Sarkasmus. "Sie stammt aus Tzal und wurde mit dreizehn Jahren zur Königin gekrönt. Sie kam als Braut zu König Alaric, aber er entthronte sie und ließ sie in seinen Harem eintreten, sobald sie alt genug war. Jetzt, da der Krieg vorbei ist, prahlt sie damit, dass er sie endlich heiraten wird."

Isabellas Augenbrauen schossen überrascht in die Höhe. "Was hältst du davon?" fragte sie skeptisch.

Alicent konnte nicht anders, als bitter zu lachen. "Ich denke, Dara ist delusional," antwortete sie verächtlich. "Der König hat keinen politischen Grund, sie oder irgendeine Frau in seinem Harem zu heiraten. Sie klammert sich einfach an falsche Hoffnungen. Dieser Ort wird nicht umsonst Aesira Saeleneth genannt..."

"Aesira Saeleneth..." wiederholte Isabella leise, fast flüsternd. Alicent beeilte sich, es zu erklären. "Ja, es bedeutet..."

"Hof der gefallenen Königinnen," sagte Isabella nachdenklich. Alicents Augen weiteten sich überrascht, als Isabella den Begriff mühelos übersetzte. "Du sprichst die Alte Sprache?" fragte sie bewundernd.

Isabella nickte, ein kleines Lächeln spielte auf ihren Lippen. "Ja, ich habe es von meinen Lehrern in Allendor gelernt," erklärte sie.

Bis zu diesem Moment hatte Isabella nicht daran gedacht, dass sie, sobald ihr Vater starb, die rechtmäßige Königin von Allendor wurde, da er keine anderen Erben hatte. Statt einer Krönung wurde sie zwei Monate lang in einer kalten Zelle in einem fremden Schloss eingesperrt, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie irgendwann nicht mehr nur Prinzessin Isabella war. Der Drachenkönig hatte nicht den Thron ihres Vaters usurpiert – er hatte ihren usurpiert.

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