Kapitel 5: Die Invasion erreicht sie

Der Himmel wurde schwarz, eine unnatürliche Dunkelheit, die sich wie Tinte über den Horizont ausbreitete. Es war kein Sturm—das wusste Aeliana instinktiv. Es waren sie. Die Aliens waren angekommen.

Seit Tagen hatten sie die Gerüchte gehört, das Flüstern über nahegelegene Städte, die innerhalb weniger Stunden in Schutt und Asche gelegt wurden, doch es hatte immer eine gewisse Distanz gegeben. Willow Glen war klein, unbedeutend, und vielleicht würde diese Unbedeutsamkeit ihr Rettungsanker sein. Aber jetzt, als Aeliana auf der Veranda stand, ihre Hände zitternd, spürte sie, dass jede Hoffnung auf Sicherheit verflogen war. Die Invasion hatte sie erreicht.

Ein ohrenbetäubendes Brüllen hallte von oben wider, und Aeliana blickte gerade noch rechtzeitig auf, um die schlanke, schwarze Form eines Alien-Schiffs durch die Wolken schneiden zu sehen. Es war riesig, größer als jedes menschengemachte Flugzeug, und es bewegte sich mit erschreckender Präzision, schwebte über der Stadt wie ein Raubtier, das seine Beute beobachtet. Um sie herum war die Luft dick vor Panik. Menschen rannten durch die Straßen, ihre Schreie vermischten sich zu einem Kakophonie aus Angst und Verzweiflung.

„Rein ins Haus!“ bellte ihr Vater, Marcus, von hinten und zog sie grob am Arm. Aeliana stolperte zurück ins Haus, ihr Herz hämmerte, während sie das Chaos durch das Fenster beobachtete.

In jede Richtung verstreuten sich die Stadtbewohner wie Ameisen, suchten nach Sicherheit, wo keine zu finden war. Autos quietschten, als sie die Schotterstraßen hinunterrasten, ihre Reifen wirbelten Staub auf, während Familien versuchten zu fliehen. Andere schlossen sich in ihren Häusern ein, als ob dünne Wände sie vor dem Kommenden schützen könnten. Aelianas Magen drehte sich vor Angst, als sie erkannte, dass sie trotz aller Vorbereitungen ihres Vaters nicht bereit waren. Niemand war es.

„Wir müssen uns verstecken,“ sagte ihre Mutter, Lydia, ihre Stimme angespannt, während sie schnell durch das Haus eilte und das Wenige sammelte, was sie tragen konnten. „Wir gehen in den Keller. Das ist der einzige Ort, wo wir—“

„Sie werden uns finden,“ unterbrach Marcus, sein Gesicht bleich, während er aus dem Fenster starrte. „Du hast gesehen, was sie mit den anderen Städten gemacht haben. Sie lassen niemanden zurück. Wir können nicht einfach hier sitzen.“

Panik stieg in Aelianas Brust auf, als sie ihre Eltern beim Streiten beobachtete, ihre Stimmen übertönten die Geräusche der Zerstörung draußen. Sie blickte zu ihren jüngeren Geschwistern—Tara und Evan—die in der Ecke hockten, ihre Augen weit aufgerissen vor Angst. Tara versuchte tapfer zu sein, aber Aeliana sah, wie ihre Hände zitterten, als sie Evan fest an sich drückte.

„Es muss einen anderen Weg geben,“ sagte Aeliana, ihre Stimme brach, als sie näher zu ihrem Vater trat. „Wir können nicht gegen sie kämpfen, aber vielleicht—vielleicht wenn wir uns verstecken—“

„Sie werden uns finden,“ wiederholte Marcus, seine Stimme jetzt unheimlich ruhig. Er drehte sich zu ihnen um, seine Augen dunkel mit einer Art von Resignation, die Aelianas Blut gefrieren ließ. „Es spielt keine Rolle, wohin wir gehen oder wie tief wir uns verstecken.“

„Also, was sollen wir tun?“ fragte Lydia, ihre Stimme stieg im Ton, als die Panik in ihrer Brust Aelianas widerspiegelte. „Warten, bis sie uns töten? Uns holen?“

„Wir müssen eine Entscheidung treffen,“ sagte Marcus, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Eine schwere Entscheidung.“

Aelianas Herz sank, als sie den Blick in den Augen ihres Vaters sah, der ihr sagte, dass er diese Entscheidung bereits getroffen hatte. „Wovon redest du?“ fragte sie, ihre Stimme zitterte.

Marcus antwortete nicht sofort. Stattdessen warf er Lydia einen Blick zu, die leicht nickte, ihr Gesicht angespannt von dem Gewicht des schrecklichen Gedankens, der zwischen ihnen vorbeigegangen war. Dann drehte sich Marcus endlich wieder zu Aeliana um, sein Ausdruck düster.

„Sie nehmen Menschen,“ sagte er. „Aus Gründen, die wir nicht verstehen. Aber einige überleben. Wenn wir ihnen geben, was sie wollen—wenn wir ihnen jemanden geben—könnten sie den Rest von uns in Ruhe lassen.“

Aelianas Blut gefror. „Was sagst du da?“ fragte sie, obwohl die Antwort bereits an den Rändern ihres Verstandes kratzte und sie mit einer schrecklichen Angst erfüllte.

„Wir haben keine Wahl,“ sagte Lydia, ihre Stimme fest, obwohl ihre Hände zitterten, als sie sich an die Rückenlehne eines Stuhls klammerte. „Wir müssen ihnen etwas geben. Jemanden.“

Aeliana fühlte, wie sich der Raum um sie drehte. „Nein“, flüsterte sie und wich von ihren Eltern zurück. „Nein, das könnt ihr nicht ernst meinen.“

Aber sie meinten es ernst. Der Ausdruck in Marcus’ Augen, die kalte Resignation in Lydias Stimme – es war alles real. Sie sprachen über sie.

„Du bist unsere beste Chance, Aeliana“, sagte Marcus, seine Stimme nun weicher, als ob das die Worte weniger schmerzhaft machen würde. „Sie wollen Menschen. Sie wollen jemanden Junges, Gesundes. Jemanden, den sie benutzen können.“

Tara stieß ein leises Keuchen aus und klammerte sich fester an Evan, und Aeliana fühlte, wie ihr übel wurde. Ihre Eltern wollten sie als Opfer anbieten. Sie wollten sie den Aliens übergeben, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Der Verrat traf sie wie ein körperlicher Schlag und raubte ihr den Atem.

„Ihr... ihr wollt mich ihnen geben?“ Aeliana würgte, ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ihr wollt mich einfach wie ein... wie ein Opfer übergeben?“

Ihre Mutter zuckte zusammen und sah weg, aber ihr Vater hielt ihrem Blick stand. „Es ist der einzige Weg, Aeliana“, sagte er. „Du weißt das. Wenn wir ihnen nicht geben, was sie wollen, werden sie alles nehmen. Sie werden alle nehmen.“

Aelianas Herz schlug heftig in ihrer Brust, ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, das Ausmaß dessen zu begreifen, was ihre Eltern von ihr verlangten. Sie hatten recht, oder? Die Aliens würden sie alle holen, oder schlimmer, sie würden alle töten, wie sie es in jeder anderen Stadt getan hatten. Aber der Gedanke, sich selbst zu opfern – sich diesen Kreaturen auszuliefern – war zu viel, um es zu ertragen.

„Nein“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde es nicht tun. Ich kann nicht.“

„Du musst“, sagte Marcus, seine Stimme nun scharf, seine Verzweiflung brach durch. „Es gibt keine Zeit zu streiten. Sie kommen, und wenn wir dich nicht anbieten, werden sie Tara oder Evan nehmen.“

Tara schluchzte, und Aelianas Brust zog sich zusammen unter dem Gewicht der Worte ihres Vaters. Sie sah ihre Geschwister an, die Angst in ihren Gesichtern, und etwas in ihr brach. Konnte sie das tun? Konnte sie sich wirklich für sie opfern?

„Es tut mir leid, Aeliana“, flüsterte Lydia und trat vor, um eine Hand auf ihre Schulter zu legen. „Es tut mir so leid, aber wir haben keine andere Wahl.“

Aeliana fühlte, wie sich die Welt um sie herum schloss. Ihre Beine wackelten, ihr Atem kam in flachen Zügen, während sie versuchte, sich zu beruhigen. Sie wollte nicht sterben. Sie wollte nicht von den Aliens genommen werden, um für ihre schrecklichen Zwecke benutzt zu werden. Aber der Gedanke, dass Tara oder Evan stattdessen genommen würden... das war schlimmer. Das konnte sie nicht zulassen.

„Ich werde es tun“, sagte sie, ihre Stimme kaum hörbar, ihr Herz brach mit jedem Wort. „Ich werde gehen.“

Die Erleichterung in den Gesichtern ihrer Eltern war sofort spürbar, obwohl es sie krank machte. Sie würden leben. Sie würden überleben. Aber zu welchem Preis?

Der Rest des Tages verging wie im Nebel. Aelianas Geist war taub, ihr Körper bewegte sich im Autopilot, während ihre Familie sie auf das vorbereitete, was kommen würde. Marcus und Lydia sagten wenig, ihre Stimmen waren leise und hastig, während sie Pläne für ihr „Opfer“ machten. Aeliana versuchte, die Details auszublenden, aber es war unmöglich, der düsteren Realität zu entkommen, die sie erwartete.

Als die Nacht hereinbrach, war der Himmel voller Alien-Schiffe, ihre dunklen Silhouetten schwebten über der Stadt wie Todesboten. Das Dröhnen der Motoren erfüllte die Luft, als eines der kleineren Schiffe herabsank und knapp über dem Rand des Stadtplatzes schwebte.

Aeliana stand im Zentrum des Platzes, ihr Herz pochte heftig in ihrer Brust, als die Rampe des Alien-Schiffes mit einem Zischen herunterfuhr. Sie konnte die Umrisse der Aliens im Inneren sehen, ihre Formen groß und bedrohlich, ihre leuchtenden Augen auf sie gerichtet.

Tara weinte leise, wo sie mit Evan stand, seine Hand so fest umklammernd, dass ihre Knöchel weiß waren. Aeliana sah sie an, ihr Herz zerbrach. Sie wollte zu ihnen rennen, sie ein letztes Mal umarmen, aber es war keine Zeit. Die Aliens warteten.

Mit einem letzten Blick auf ihre Familie holte Aeliana tief Luft und trat vor.

Und dann war sie weg.

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