Kapitel 2

Chloe umklammerte instinktiv ihr Telefon fester.

Ihre Unfähigkeit, schwanger zu werden, war immer ein Stachel in ihrem Herzen gewesen.

Und jetzt nutzte Avery es, um sie zu verspotten.

Doch das nächste Bild, das durchkam, ließ alle Farbe aus Chloes Gesicht weichen, sodass ihr Telefon aus ihrer Hand glitt und klappernd zu Boden fiel.

Ihr Körper versteifte sich, und ihre Pupillen zogen sich scharf zusammen.

Avery hatte ihr ein Foto von einem Lippenstift geschickt.

Dem gleichen, den sie an jenem Tag in Arthurs Büro gesehen hatte.

Chloe kämpfte darum, ihr Zittern zu kontrollieren, als sie ihr Telefon aufhob, ihre schlanken Finger schwebten über dem Bildschirm.

Es gab so vieles, das sie fragen wollte.

Zum Beispiel, warum Avery gefragt hatte, ob sie wusste, wer der Vater war.

Zum Beispiel, warum dieser Lippenstift identisch mit dem in Arthurs Büro war?

Zum Beispiel, warum Avery ihr solche Fotos schickte?

Was versuchte Avery zu bezwecken?

Ihre vollen Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen. Nach kurzem Zögern löschte sie alle Anschuldigungen, die sie gerade an Avery senden wollte.

Unruhe zu stiften war Averys Spezialität.

Sie hatte es im Laufe der Jahre unzählige Male miterlebt.

Außerdem, wenn Arthur fremdging, dann gab es keinen treuen Mann mehr auf diesem Planeten.

Sie waren seit über zwanzig Jahren Kindheitsfreunde, ihr ganzes Leben lang miteinander verwoben.

Zwischen Arthur und Avery würde sie ihm ohne Frage vertrauen.

Chloe starrte auf den Nachrichtenverlauf, ein kaltes Glitzern trat in ihre Augen.

Vor Jahren, nach der Scheidung ihrer Mutter Luna Carter, hatte diese Chloe in die Scott-Familie gebracht, als sie wieder heiratete.

Im folgenden Jahr wurde Avery geboren.

All die Jahre hatte Chloe schmutzige Blicke ertragen, war wie unerwünschtes Gepäck behandelt und ständig von Avery schikaniert worden.

Luna hatte ihr immer beigebracht, geduldig zu sein, sich an die Freundlichkeit der Scott-Familie zu erinnern, die sie aufgenommen hatte.

Sie hatte alles ertragen – von Lieblingshaarklammern und Puppen als Kind bis hin zu Schmuck, als sie älter wurde, alles wurde von Avery gestohlen.

Und jetzt wollte sie auch noch ihren Mann stehlen?

Lächerlich.

Ihr Telefon summte erneut und unterbrach ihre Gedanken.

Eine Nachricht von Arthur.

[Chloe, ich habe die Haushälterin gebeten, die nahrhafte Suppe zu machen, die du so liebst. Trink sie und ruh dich aus. Ich komme heute früh nach Hause, damit wir es weiter versuchen können.]

Hitze stieg in Chloes Wangen. Die Fürsorge und Liebe, die aus seinen Worten strahlten, lösten ihren letzten Zweifel auf.

Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie zurückschrieb: [Okay.]

Chloe legte ihr Telefon beiseite und zählte gedanklich die Tage, bevor sie ins Badezimmer ging.

Sie saß da und hielt den Schwangerschaftstest fest, und als sich die zwei Linien langsam zeigten, hätte sie vor Freude fast geweint.

Sie presste beide Hände über ihren Mund, ihr Herz überflutet von Glück und der süßen Erleichterung, diesen Moment endlich erreicht zu haben.

Nach Jahren des Versuchs hatten sie endlich ihr Baby!

Sie hatte schon einmal verspätete Perioden gehabt – einmal sogar einen ganzen Monat lang.

Beide hatten gedacht, dass es gute Nachrichten wären, nur um im Krankenhaus zu erfahren, dass es sich lediglich um ein hormonelles Ungleichgewicht handelte.

Sie würde diese niederschmetternde Enttäuschung nie vergessen, oder den Anflug von Traurigkeit auf Arthurs Gesicht, bevor er sich umdrehte, um sie stattdessen zu trösten.

Besorgt, dass der Test falsch sein könnte, eilte Chloe ins Krankenhaus.

Der Arzt saß ihr gegenüber und nickte zuversichtlich beim Blick auf den Schwangerschaftsbericht. „Herzlichen Glückwunsch, Frau Williams. Sie sind endlich schwanger!“

Das Gewicht, das auf Chloes Brust gedrückt hatte, hob sich endlich. „Danke, dass Sie mir die ganze Zeit mit den Behandlungen geholfen haben.“

„Sie brauchen nicht so formell zu sein.“

Gerade als der Arzt zu Ende gesprochen hatte, kam Arthurs Anruf durch.

In seiner Stimme lag ein Hauch von kaum verhohlener Dringlichkeit, während er neben den bodentiefen Fenstern stand, die Stirn leicht gerunzelt.

„Chloe, warum bist du plötzlich ins Krankenhaus gegangen? Geht es dir nicht gut? Soll ich sofort kommen?“

Chloe umklammerte die Testergebnisse mit einer Hand und wäre fast mit den Neuigkeiten herausgeplatzt.

Aber Arthurs Geburtstag war nächste Woche – sie wollte ihm dies als Geschenk überreichen.

Sie erfand eine Ausrede: „Ich bin nur zu einer weiteren Schwangerschaftsuntersuchung gegangen, aber immer noch keine guten Nachrichten.“

Arthurs Stimme war sanft und beruhigend: „Mach dir keine Sorgen. Wir werden irgendwann ein Baby haben.“

„Mm.“

Chloe brummte zustimmend, während sie ihre Handtasche schulterte und hinausging.

„Chloe.“

Arthur sprach erneut, klang zögerlich.

„Was ist?“, fragte Chloe verwirrt.

Seine unsichere Stimme kam durch das Telefon.

„Wenn wir ein Kind adoptieren würden, das dir sehr ähnlich sieht, würdest du dieses Kind lieben?“

„Natürlich würde ich das,“ antwortete Chloe ohne zu zögern. „Aber ich würde immer noch ein Baby wollen, das wirklich unseres ist.“

Während sie dies sagte, konnte sie nicht anders, als zu lächeln.

Jedes Wort auf diesem Schwangerschaftsbericht strahlte reine Freude aus – sie fühlte sich, als würde sie auf Wolken schweben.

Sie hatte bereits hunderte von Namen für ihr zukünftiges Kind überlegt.

Zeit, einen auszuwählen.

Würde es ein Junge oder ein Mädchen sein? Würde das Baby eher ihr oder Arthur ähneln?

Egal wie, sie würde diesem Kind all ihre Liebe geben.

Arthur hatte so lange darauf gewartet – er würde begeistert sein und ein wunderbarer Vater werden.

Etwas Dunkles flackerte in Arthurs Augen.

Instinktiv griff er nach den Zigaretten in seiner Schublade, zog seine Hand dann aber zurück, erinnernd daran, dass sie immer noch versuchten, schwanger zu werden.

Selbst durch das Telefon konnte er sich das Leuchten der Hoffnung in Chloes Augen vorstellen.

Nach einem Moment der Stille sprach er langsam.

„Chloe, wenn ich jemals etwas falsch gemacht hätte, würdest du mir vergeben?“

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