Kapitel 3
Chloe hatte bereits genau geplant, wie sie Arthur an seinem Geburtstag mit der Nachricht überraschen würde.
Ihr Herz summte vor Aufregung.
Der Tag kam schnell.
Doch als Chloe aufwachte, war der Platz neben ihr leer.
Die Laken waren kalt – Arthur war schon seit einiger Zeit weg.
Chloe stand auf und ging langsam durch ihre Morgenroutine, nahm sich sogar die Zeit, leichtes Make-up aufzutragen. Sie holte die Ergebnisse des Schwangerschaftstests heraus, die sie in ihrer Nachttischschublade versteckt hatte.
Ihr Herz tanzte vor Aufregung, ihr Gesicht konnte das Lächeln kaum verbergen.
Sie brannte darauf, Arthur die frohe Nachricht zu überbringen. Er würde begeistert sein.
Es dauerte nur eine halbe Stunde, um von zu Hause zur Firma zu gelangen.
Chloe wünschte, das Auto würde schneller fahren.
Sie hatte unzählige Szenarien über ihre Zukunft ausgemalt, aber als sie die Tür zur Lounge aufstieß und Avery sah, wie sie intim nahe bei Arthur saß, fühlte es sich an, als hätte jemand einen Eimer Eiswasser über sie geschüttet und ihr Blut gefrieren lassen.
Die Farbe wich sofort aus ihrem Gesicht.
Arthur bemerkte ihre Anwesenheit und stand nervös auf. „Chloe, was machst du hier?“
Chloes Blick fiel auf ein dünnes Stück Papier, das auf dem Boden lag.
Arthurs Pupillen verengten sich, als er instinktiv versuchte, es aufzuheben.
Doch Chloe, mit einer Geschwindigkeit, die sie selbst überraschte, griff es zuerst.
Der schwarze Text auf weißem Papier war unverkennbar – ein Schwangerschaftsbericht.
Avery war als die schwangere Frau identifiziert.
Chloes Hand zitterte, als sie das Dokument hielt. Der Lippenstift und Averys höhnische Nachrichten blitzten plötzlich durch ihren Kopf.
Also das war es.
Das war die Wahrheit.
Arthurs Brust zog sich mit unerklärlicher Panik zusammen. Er eilte zu Chloe. „Chloe—“
Bevor er etwas erklären konnte, schnitt Avery ihm das Wort ab, ihre Augen voller vorgetäuschter Reue, „Es tut mir so leid, Chloe. Das ist alles meine Schuld. Lass mich nicht eure Beziehung zerstören.“
Chloe hob ruckartig den Kopf, um sie anzusehen.
Averys Ton triefte vor Schuld, aber ihre Augen zeigten eindeutig Triumph – genau wie all die Male, als sie Chloe in der Vergangenheit Dinge gestohlen hatte.
Arthurs Blick wurde scharf wie eine Klinge. „Halt den Mund und verschwinde!“
Avery schlich davon.
Im weiten Büro blieben nur die beiden zurück.
Arthur sah Chloes blasses Gesicht und die Verzweiflung in ihren Augen und fühlte, wie sein eigenes Herz zerbrach.
„Chloe, hör mir zu. Es ist nicht, was du denkst.“
Er streckte die Hand aus, um ihre Hand zu nehmen.
Chloe zog sich zurück, ihre Pupillen geweitet vor Schmerz und Unglauben über den Verrat.
„Was gibt es da zu erklären?“
Ihre Stimme war angespannt, jedes Wort erforderte immense Anstrengung.
„Wenn ich das nicht zufällig gesehen hätte, wie lange wolltest du es vor mir verbergen? Ist das der 'Fehler', den du erwähnt hast?“
Am Ende ihres Satzes liefen Chloe bereits die Tränen über ihr zartes Gesicht.
Arthur trat besorgt vor, wollte ihre Tränen abwischen, aber als er die Vorsicht in ihren Augen sah, hielt er widerwillig inne.
„Chloe, hör mir zu. Ich habe dich nicht betrogen. Ich habe nichts getan, um dich zu verletzen. Das ist ein Deal, den ich mit dem Familienoberhaupt gemacht habe.“
Er hielt seinen Ton so sanft wie möglich.
„Mein Vater will ein Kind, das das Erbe der Williams weiterführt. Sobald dieses Ziel erreicht ist, wird er aufhören, sich in unser Leben einzumischen.“
Chloe starrte ihn ungläubig an, ihr Herz drehte sich wie ein Messer, das in ihr gedreht wurde. Sie trat zurück.
„Also willst du, dass ich ein Kind akzeptiere, das du mit einer anderen Frau hast?“
Arthurs Stirn legte sich in Falten, als er frustriert an seiner Krawatte zog.
„Das Baby in Averys Bauch wurde durch künstliche Befruchtung gezeugt. Ich habe sie nie berührt. Ich habe meine Gelübde gehalten.“
Chloes Rücken drückte fest gegen die Wand, ihre scharfen Nägel gruben sich in ihre Handflächen.
Der Schmerz in ihrem Herzen war so intensiv, dass sie kaum stehen konnte, sie stützte sich an der Wand ab.
Wie lächerlich, wie ironisch.
Unter dem Vorwand, ihre Zukunft zu sichern, hatte Arthur diese Entscheidung getroffen, ohne sie überhaupt zu konsultieren, und erwartete nun, dass sie dieses Kind akzeptierte?
Sie wollte nicht, dass ihr Kind Halbgeschwister hatte!
Nachdem sie ihr ganzes Leben unter einer solchen Konstellation gelitten hatte, wie konnte sie ihr Kind demselben Schmerz aussetzen?
Chloes Gesicht war von Tränen überströmt, wie eine Porzellanpuppe, die kurz davor war, zu zerbrechen.
Arthur fühlte sich, als hätte jemand sein Herz durchbohrt.
Er sagte: „Chloe, ich weiß, dass es schwer ist, das jetzt zu akzeptieren, aber alles, was ich getan habe, ist für unsere langfristige Zukunft. Willst du, dass die Familie Williams für immer in unser Leben eingreift?“
Chloe schloss die Augen, atmete tief ein und sah dann den Mann an, den sie einst aus tiefstem Herzen geliebt hatte.
„Arthur, wenn ich dich vor die Wahl stellen würde – mich oder dieses Kind – was würdest du wählen?“
Arthurs Gesichtsausdruck wurde ernst. „Chloe, wir müssen die Perspektive des anderen berücksichtigen. Sobald dieses Kind geboren ist, werde ich Avery Papiere unterschreiben lassen, die alle elterlichen Rechte aufheben. Ich werde sie ins Ausland schicken. Dieses Kind wird unser sein, ohne jegliche Verbindung zu ihr.“
Er setzte seine Überzeugungsarbeit fort, Satz für Satz.
„Ich weiß, wie sehr du dich bemüht hast, deinen Körper auf die Schwangerschaft vorzubereiten, all diese bitteren Medikamente zu trinken. Es tut mir weh, dich leiden zu sehen, und ich möchte nicht, dass du die Schmerzen der Geburt durchmachen musst. Aus jeder Perspektive betrachtet, ist es die beste Option, dieses Kind zu akzeptieren.“
Der letzte Funken Hoffnung in Chloes Herzen erlosch vollständig.
Sie suchte in Arthurs Gesicht, fand jedoch keine Spur von Schuld oder Reue.
In diesem Moment fühlte Chloe, als hätte sie den Mann, der vor ihr stand, nie wirklich gekannt.
Ihre Handflächen bluteten von den Nägeln, die sich hineingebohrt hatten. Langsam ließ sie ihren Griff los, ihre Stimme klang fern.
„Lass uns scheiden.“
Arthur geriet sofort in Panik. „Nein. Ich weigere mich, mich scheiden zu lassen.“
Der Mann, der Milliardendeals verhandeln konnte, ohne mit der Wimper zu zucken, verlor endlich die Fassung.
Seine Erziehung hatte ihn gelehrt, seine Emotionen perfekt zu verbergen, aber dies war das zweite Mal, dass er die Kontrolle verlor.
Das erste Mal war, als er Chloe einen Antrag machte und sie Ja sagte.
Arthur war damals überglücklich gewesen, als hätte ihn ein Sternschnuppenregen getroffen.
Wenn jener Tag der glücklichste und freudigste Moment seines Lebens gewesen war, so war dies nun der schmerzhafteste und hilfloseste.
„Chloe, hör mir zu. Ich habe dich in keiner Weise betrogen. Wir haben so viel zusammen durchgemacht, um dahin zu kommen, wo wir jetzt sind. Kannst du es ertragen, alles wegzuwerfen?“
Arthur schaffte es schließlich, Chloes Hand zu ergreifen.
Seine Brust schmerzte dumpf.
Aber fühlte Chloe nicht dasselbe?
Ihr Gesicht war so weiß wie Papier, als sie den Mann ansah, den sie so viele Jahre geliebt hatte.
Sie kannten sich, seit sie sprechen lernten!
Zwei von der Gesellschaft ausgestoßene Menschen, die nur in einander Wärme fanden, stolperten all die Jahre gemeinsam durchs Leben.
Obwohl die Zeit verflogen war, würde sie nie vergessen, was sie zusammen erlebt hatten – die Liebe und Freude, die sie geteilt hatten.
Je klarer und süßer diese Erinnerungen waren, desto lächerlicher fühlte sich dieser Verrat jetzt an.
„Arthur, weißt du, wie ich mich gerade fühle? Wie ein Clown.“
„All das Glück, mit dem ich einst prahlte, fühlt sich jetzt wie eine Ohrfeige an.“
Chloe sprach jedes Wort bedächtig, während sie langsam, aber entschlossen ihre Hand wegzog. Als sie seinen hilflosen Ausdruck sah, trat sie zurück.
Arthur starrte auf seine leere Handfläche und fühlte plötzlich eine Leere in seiner Brust.
„Nein, Chloe. Ich kann dir alles geben, was du willst, nur verlass mich nicht.“
„Ich habe dir eine Chance gegeben, als ich dich vor die Wahl stellte.“
„Arthur, wir sind Erwachsene. Lass uns realistisch sein.“
Chloe atmete tief ein, drehte sich um und wischte die Träne weg, die im Augenwinkel zu fallen drohte.
„Morgen reichen wir die Scheidung ein. Ich hoffe, wir können diese Ehe wie Erwachsene beenden, aber ich bin nicht abgeneigt, rechtliche Schritte einzuleiten, wenn nötig.“






































































































