Kapitel 3
Chloes Gedanken sprangen sofort zu diesem Lippenstift.
Sie zerdrückte den Gedanken, sobald er sich formte.
Unmöglich.
Sie überdachte die Dinge zu sehr.
Arthur wusste von ihrer Vergangenheit mit Avery. Selbst wenn er sie jemals betrügen würde, würde er niemals sie wählen.
„Ist etwas nicht in Ordnung?“ fragte Chloe zögernd. „Hast du etwas getan, um mich zu verletzen?“
„Nein“, sagte Arthur fest. „Ich habe bei unserer Hochzeit Gelübde abgelegt. Ich werde dich niemals verraten.“
Ein Lächeln zuckte an Chloes Lippen, ihre Stimme war sanft: „Nun, wenn du Mist gebaut hättest, käme es darauf an, was es war. Wenn es wirklich ernst wäre, würde ich dich verlassen und weit weglaufen, wo du mich nie finden würdest.“
Etwas Besitzergreifendes blitzte in Arthurs Augen auf, als er das Telefon fest umklammerte. „Dieser Tag wird niemals kommen.“
„Gut“, lachte Chloe.
Chloe hatte bereits genau geplant, wie sie Arthur an seinem Geburtstag mit der Neuigkeit überraschen würde.
Ihr Herz summte vor Aufregung.
Der Tag kam schnell.
Aber als Chloe aufwachte, war der Platz neben ihr leer.
Die Laken waren kalt – Arthur war schon eine Weile weg.
Chloe stand auf und ging langsam durch ihre morgendliche Routine, nahm sich sogar die Zeit, leichtes Make-up aufzutragen. Sie holte die Schwangerschaftstestergebnisse heraus, die sie in ihrer Nachttischschublade versteckt hatte.
Ihr Herz tanzte vor Aufregung, ihr Gesicht konnte ihr Lächeln nicht verbergen.
Sie brannte darauf, Arthur die gute Nachricht zu überbringen. Er würde begeistert sein.
Es dauerte nur eine halbe Stunde, um von zu Hause zur Firma zu kommen.
Chloe wünschte, das Auto würde schneller fahren.
Sie hatte sich unzählige Szenarien über ihre Zukunft ausgemalt, aber als sie die Tür zur Lounge aufstieß und Avery sah, die intim neben Arthur saß.
Es fühlte sich an, als hätte jemand einen Eimer Eiswasser über sie geschüttet und ihr Blut gekühlt.
Die Farbe wich sofort aus ihrem Gesicht.
Arthur bemerkte ihre Anwesenheit und stand ängstlich auf. „Chloe, was machst du hier?“
Chloes Blick fiel auf ein dünnes Stück Papier, das auf dem Boden lag.
Arthurs Pupillen verengten sich, als er instinktiv darauf zuging, es aufzuheben.
Aber Chloe, mit einer Geschwindigkeit, die sie selbst überraschte, griff es zuerst.
Der schwarze Text auf weißem Papier war unverkennbar – ein Schwangerschaftsbericht.
Avery war als die schwangere Frau identifiziert.
Chloes Hand zitterte, als sie das Dokument hielt. Der Lippenstift und Averys höhnische Nachrichten blitzten plötzlich durch ihren Kopf.
Das war also die Wahrheit.
Arthurs Brust zog sich vor unerklärlicher Panik zusammen. Er eilte zu Chloes Seite. „Chloe –“
Bevor er erklären konnte, schnitt Avery ihm das Wort ab, ihre Augen voller vorgetäuschter Reue: „Es tut mir so leid, Chloe. Das ist alles meine Schuld. Lass mich nicht deine Beziehung ruinieren.“
Chloe riss den Kopf hoch, um sie anzusehen.
Averys Ton tropfte vor Schuld, aber ihre Augen zeigten eindeutig Triumph – genau wie all die Male, als sie Chloes Besitz in der Vergangenheit gestohlen hatte.
Arthurs Blick wurde scharf wie eine Klinge. „Halt den Mund und verschwinde!“
Avery schlich davon.
Im weiten Büro blieben nur die beiden zurück.
Arthur sah Chloes blasses Gesicht und die Verzweiflung in ihren Augen und fühlte, wie sein eigenes Herz zerbrach.
„Chloe, hör mir zu. Es ist nicht das, was du denkst.“
Er streckte die Hand aus und versuchte, ihre Hand zu nehmen.
Chloe wich zurück, ihre Pupillen vor Schmerz und Unglauben über den Verrat geweitet.
„Was gibt es da zu erklären?“
Ihre Stimme war angespannt, jedes Wort erforderte immense Anstrengung.
„Wenn ich nicht zufällig darauf gestoßen wäre, wie lange wolltest du es noch vor mir verbergen? Ist das der 'Fehler', den du erwähnt hast?“
Am Ende ihres Satzes strömten bereits Tränen über Chloes zartes Gesicht.
Arthur trat unruhig einen Schritt vor, wollte ihre Tränen abwischen, doch als er die Vorsicht in ihren Augen sah, hielt er widerwillig inne.
„Chloe, hör mir zu. Ich habe dich nicht betrogen. Ich habe nichts getan, um dich zu verletzen. Das ist eine Vereinbarung, die ich mit dem Familienoberhaupt getroffen habe.“
Er hielt seinen Ton so sanft wie möglich.
„Mein Vater will ein Kind, das das Erbe der Williams weiterführt. Sobald dieses Ziel erreicht ist, wird er aufhören, sich in unser Leben einzumischen.“
Chloe starrte ihn ungläubig an, ihr Herz drehte sich, als würde ein Messer darin umgedreht. Sie trat einen Schritt zurück.
„Also soll ich ein Kind akzeptieren, das du mit einer anderen Frau gezeugt hast?“
Arthurs Stirn legte sich in Falten, während er frustriert an seiner Krawatte zerrte.
„Das Baby in Averys Bauch wurde durch künstliche Befruchtung gezeugt. Ich habe sie nie berührt. Ich habe meine Gelübde gehalten.“
Chloe drückte ihren Rücken fest gegen die Wand, ihre scharfen Nägel gruben sich in ihre Handflächen.
Der Schmerz in ihrem Herzen war so intensiv, dass sie kaum stehen konnte und die Wand zur Unterstützung brauchte.
Wie lächerlich, wie ironisch.
Unter dem Vorwand, ihre Zukunft zu sichern, hatte Arthur diese Entscheidung getroffen, ohne sie überhaupt zu konsultieren, und erwartete nun, dass sie dieses Kind akzeptierte?
Sie wollte nicht, dass ihr Kind Halbgeschwister hatte!
Nachdem sie ihr ganzes Leben unter einer solchen Anordnung gelitten hatte, wie konnte sie ihr Kind dem gleichen Schmerz aussetzen?
Chloes Gesicht war von Tränen überströmt, wie eine Porzellanpuppe, die kurz vor dem Zerspringen stand.
Arthur fühlte sich, als hätte jemand sein Herz durchbohrt.
Er sagte: „Chloe, ich weiß, dass es jetzt schwer zu akzeptieren ist, aber alles, was ich getan habe, ist für unsere langfristige Zukunft. Willst du, dass die Williams-Familie sich für immer in unser Leben einmischt?“
Chloe schloss die Augen, atmete tief aus und sah dann den Mann an, den sie einst aus tiefstem Herzen geliebt hatte.
„Arthur, wenn ich dich vor die Wahl stellen würde – mich oder dieses Kind – was würdest du wählen?“
Arthurs Ausdruck wurde ernst. „Chloe, wir müssen die Perspektive des anderen berücksichtigen. Sobald dieses Kind geboren ist, werde ich Avery Papiere unterschreiben lassen, die alle elterlichen Rechte aufheben. Ich werde sie ins Ausland schicken. Das wird unser Kind sein, ohne Verbindung zu ihr.“
Er fuhr mit seiner Überzeugungsarbeit fort, einen Satz nach dem anderen.
„Ich weiß, wie sehr du dich bemüht hast, deinen Körper auf die Schwangerschaft vorzubereiten, all diese bitteren Medikamente zu trinken. Es schmerzt mich, dich leiden zu sehen, und ich will nicht, dass du die Schmerzen der Geburt durchmachst. Aus jeder Perspektive ist es die beste Option, dieses Kind zu akzeptieren.“
Der letzte Funken Hoffnung in Chloes Herz erlosch vollständig.
Sie suchte Arthurs Gesicht sorgfältig ab, fand aber keine Spur von Schuld oder Reue.
In diesem Moment fühlte sich Chloe, als hätte sie den Mann, der vor ihr stand, nie wirklich gekannt.
Ihre Handflächen bluteten von den Nägeln, die sich hineingegraben hatten. Langsam ließ sie ihren Griff los, ihre Stimme war distanziert.
„Lass uns scheiden.“
